Prächtige Bestattung fern der Heimat – Interdisziplinäre Auswertung der
frührömischen Gräber der Grabung Windisch-«Vision Mitte» 2006–2009
Jakob Baerlocher, Örni Akeret, Andreas Cueni, Sabine Deschler-Erb
Mit einer Einleitung von Peter-A. Schwarz
Einleitung (Peter-A. Schwarz)
Anlässlich der Grossgrabung Windisch-«Vision Mitte», die zwischen 2006 und 2009 unter der Leitung von
Caty Schucany durchgeführt wurde, wurden südlich der nach Augusta Raurica führenden Strasse mehrere frühkaiserseitliche Brandbestattungen entdeckt 1
(Abb. 1). Die beim Bau der sog. Zivilsiedlung-West,
d.h. spätestens um 50 n.Chr., teilweise zerstörten Bestattungen gehören zu der bereits in Ausschnitten bekannten Nekropole «Alte Zürcherstrasse», in der nach
Aussage von Grabinschriften (auch) Militärangehörige
bestattet worden sind 2. Die neu entdeckten Bestattungen sind zwar relativ fundarm, weisen aber – wie schon
während der Grabung festgestellt – eine ausgesprochen
mediterrane Prägung auf: In drei Gräbern fanden sich
nämlich Knochenschnitzereien, die als Verkleidungen
von prächtigen Klinen anzusprechen sind.
Die «Vindonissa-Professur», welche die Auswertung
von Teilen der Grossgrabung Windisch-«Vision Mitte»
übernehmen durfte 3, war deswegen ausgesprochen froh,
mit Jakob Baerlocher einerseits einen Bearbeiter gefunden zu haben, der sowohl mit klassisch-archäologischen und provinzialrömischen als auch mit archäobio-
0
0.5 km
logischen Fragestellungen und Methoden vertraut war.
Ebenso sehr gefreut haben wir uns aber, dass es uns gelungen ist, mit dem Ordinarius für Klassische Archäologie an der Universität Basel, Prof. Dr. Martin A. Guggisberg, einen bestens ausgewiesenen Hauptbetreuer
für diese interdisziplinäre Lizentiatsarbeit gewinnen zu
können 4.
Massgeblichen Anteil an der Betreuung hatten auch die
drei Protagonisten der naturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen, nämlich Sabine Deschler-Erb (Archäozoologie), Örni Akeret (Archäobotanik) und Andreas
Cueni (Anthropologie): Sie haben nicht nur die Lizentiatsarbeit von J. Baerlocher mit ihren Forschungsergebnissen bereichert, sondern ihn während der Auswertungsarbeiten auch aktiv begeleitet.
Im Namen der Autorin und der Autoren möchte ich
aber auch allen anderen, die mit ihrer tatkräftigen Unterstützung zum Gelingen der hier vorerst nur auszugsweise und auf die wesentlichsten Aspekte reduzierten interdisziplinären Auswertung5 beigetragen haben,
ganz herzlich danken. Es sind dies neben den bereits
Erwähnten sowie dem ganzen Team der Kantonsarchäologie Aargau und den Mitarbeitenden der Integrativen und Prähistorischen Archäologie der Universität Basel (IPNA) in alphabetischer Reihenfolge: Sandra
Ammann, Riccardo Bellettati, Elisabeth Bleuer, Hugo
Doppler, Regine Fellmann Brogli, Hannes Flück, Judith
Fuchs, Daniel Käch, Thomas Kahlau, Andrew Lawrence, Marianne Mathys, Christine Meyer-Freuler, Bela
Polyvás, Caty Schucany, Jürgen Trumm und Stephan
Wyss.
1
259
Campus?
2
3
658
Amphitheater
Strassen (Verlauf weitgehend vermutet)
römische Wasserleitung (Wasser führend)
römische Wasserleitung (nicht Wasser führend)
Grabgruppe, Gräberfeld
Legionslager
Zivilsiedlung
Ausgrabungen «Vision Mitte» 2006−2009
Abb. 1: Vindonissa und die Lage der Grabungen Windisch-«Vision Mitte»
2006–2009.
Jber. GPV 2012, 29 –55
4
5
Zu den Ausgrabungen V.006.1, V.006.2, V.007.2, V.007.3,
V.008.2, V.008.3, V.008.4, V.009.16, V.009.20 vgl. den Grabungsbericht Schucany 2011, 47–79.
Hintermann 1998, 57; 60.
In diesem Zusammenhang sei namentlich auf die Auswertung
der Streifenhausüberbauung entlang der Ausfallstrasse im Rahmen der laufenden Dissertation von Hannes Flück verwiesen
(Arbeitstitel: An der Ausfallstrasse nach Augusta Raurica –
Auswertung eines Handwerkerquartiers in der Zivilsiedlung
West des Legionslagers von Vindonissa).
J. Baerlocher, Frühkaiserzeitliche Gräber aus Vindonissa unter
besonderer Berücksichtigung von beinernen Klinen. Lizentiatsarbeit am Departement Altertumswissenschaften der Universität Basel (Basel 2011). Die Lizentiatsarbeit von J. Baerlocher wurde im Mai 2012 auf Antrag von Prof. Dr. Martin
A. Guggisberg (Referent) und Prof. Dr. Peter-A. Schwarz
(Korreferent) von der Philosphisch-Historischen Fakultät der
Universität Basel angenommen.
Die Gesamtvorlage aller Grabbefunde und der archäo(bio)logischen Funde aus dem Bereich der Grabung Windisch-«Vision
Mitte» soll im Rahmen der geplanten Dissertation von J. Baerlocher zum Thema «Frühkaiserzeitliche Gräber in Vindonissa»
(Arbeitstitel) erfolgen.
29
Befunde ( Jakob Baerlocher)
Es konnten mindestens zwölf, maximal sechzehn Gräber festgestellt werden, wobei aufgrund der Erhaltung
lediglich elf im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden konnten6. Die Gräber liegen westlich des Legionslagers, in zwei Reihen südlich der römischen Strasse
nach Augusta Raurica (Abb. 2). Obwohl auch das Gebiet nördlich der Strasse untersucht wurde, waren nur
südlich davon Gräber festzustellen. Von einer Überlieferungslücke ist folglich nicht auszugehen. Möglicherweise ist dieser Umstand auf die natürliche Topografie zurückzuführen7 oder man legte aus einem anderen
Grund nur südlich der Strasse Gräber an8. Allgemein
kann zur Lage der Gräberstrassen in Vindonissa festgehalten werden, dass sie sich bislang nur an den West-Ost
verlaufenden Strassen nach Augusta Raurica bzw. nach
Aquae Helveticae nachweisen lassen, was möglicherweise
mit der grösseren Bedeutung dieser Verbindungen erklärt werden kann9.
Die Tatsache, dass die Gräber durch die anschliessend
angelegte Zivilsiedlung überbaut wurden, ist bemerkenswert und erklärungsbedürftig. Das mutwillige
Zerstören von Gräbern als loci religiosi resp. res religiosae
galt als Sakrileg, wovon die zahlreichen Gesetze zu deren Schutz ein beredtes Zeugnis liefern10. Die Schwe-
V.007.2
re dieses Vergehens erklärt sich durch den hohen Stellenwert, den die Pf lege des Grabes und die jährlichen
Gedenkfeiern zu Ehren des Toten am Grab in der
römischen Totenehrung einnahmen11. Der Vergessenheit anheimzufallen, scheint gefürchteter gewesen zu
sein als der Tod selbst; dieses Bild suggerieren zumindest die Schriftquellen12. Eine Erklärungsmöglichkeit
ist, dass die Gräber in jener Zeit nicht mehr sichtbar
waren und man sie demnach unwissentlich überbaut
hat. Dies ist jedoch eher abzulehnen, da die Zeitspanne zwischen diesen Ereignissen sehr kurz ist. Der früheste mögliche Zeitpunkt für die Anlage der Gräber ist
die Gründung des augusteischen «Militärpostens» um
15 v.Chr.13 Die Gräber wurden spätestens mit dem
6
7
8
9
10
11
12
13
Schucany 2011, 54.
Schucany 2011, 48.
Dies evtl. aufgrund der Nutzungsaufteilung oder der Besitzverhältnisse des Bodens, vgl. Fasold 2004, 20 | S. Sommer,
Kastellvicus und Kastell – Modell für die Canabae legionis?.
Jber. GPV 1997, 41.
Hintermann 1998, 61.
Hensen 2011, 165. Stellvertretend dazu sei auf eine augusteische oder tiberische Gesetzestafel (SEG 8, 13) verwiesen,
welche die sepulcri violatio unter Strafe stellt.
Hensen 2011, 163f. | Schrumpf 2006, 100–107.
So etwa Cic. Philipp., 9, 5, 10.
Hagendorn u.a. 2003, 18.
Grabungsgrenze
Grabungskürzel
Grab
Grabgarten (hell ergänzt)
Grabgarten mit Totenbett
Pfostenspur
Grube (hell ergänzt)
0 2
10
20 m
259
250
Strassengraben (hell ergänzt)
Humus
c
Römis
V.007.3
Grab 7
Grab 9
he Str
asse
Aug
nach
usta R
aurica
V.008.4
Grab 11
Grab 4
Grab 2
Grab 1
Grab 6
Grab 3
Grab 8
Grab 10
Grab 5
V.009.16
V.007.2
m
Abb. 2: Windisch-«Vision Mitte». Gesamtplan der Gräber südlich der ersten römischen Strasse nach Augusta Raurica.
30
he
S
se
n
m
300
250
Rö
isc
s
t ra
Av
icu
658
658
V.008.2
h
ac
t
en
Eintreffen der 21. Legion in Vindonissa, also zwischen
43 und 45 n.Chr.14, durch einen West-Ost verlaufenden
Graben gestört und anschliessend durch die Zivilsiedlung überbaut15. Es ist daher wahrscheinlicher, dass die
Gräber zwar noch erkennbar waren, jedoch aufgrund
einhergehender Zonenänderungen bewusst aufgegeben
wurden. Dies wäre nur mittels eines offiziellen und religiösen Akts denkbar, der lediglich von einem Magistraten mit priesterlichen Kompetenzen vorgenommen
werden durfte16. Der Legionswechsel von der 13. zur
21. Legion, gepaart mit einer grossangelegten Neukonzipierung des gesamten Lager- resp. Siedlungsareals, vermag diese Massnahme am ehesten zu erklären17.
So dürfte die persönliche Verbundenheit der 21. Legion
mit den hier Bestatteten nur sehr bedingt vorhanden
gewesen sein, und die geplanten baulichen Veränderungen waren wichtiger als die Bewahrung und Pf lege
dieser «alten» Gräber18. In diese Richtung weisen auch
Grabungsbefunde an der Alten Zürcherstrasse aus den
Jahren 1963 und 1971, wo die Zerstörung von Gräbern
aus der Zeit der 21. Legion durch Kiesentnahmegruben, die in die Zeit der 11. Legion datieren, festgestellt
wurde19.
Die Gräber der Ausgrabung «Vision Mitte» verteilen sich auf einen West-Ost verlaufenden Streifen von
einer Breite von ca. 20 m und einer Länge von ca. 90 m.
Trotz der Lücken, die teilweise zwischen den Gräbern
liegen, lassen sich zwei Gräberreihen ausmachen. Alle
Grabanlagen bestehen aus einer rechteckigen Umfriedung in Form von Gräbchen, die zwischen 0,5 m und
1,5 m breit sind (Abb. 3). Diese waren mit kiesigem
Material und Keramikfragmenten verfüllt, die zum
Zeitpunkt der Auf lassung der Gräber eingebracht wurden 20. Die Grösse der Grabareale schwankt zwischen
5 m 2 und 36 m 2. Die Form der Gräbchen spricht für
Grabumfriedungen in Form von gepf lanzten Hecken
resp. Holzzäunen 21. Teilweise sind sie zur Strasse hin
unterbrochen, was an einen Zugang von dieser Seite her
denken lässt (Gräber 4, 8, 11). Die eigentliche Bestattung befindet sich dann meist leicht dezentral gelegen
im Innern dieser Umfriedung. Bei Grab 11 konnte im
Innern der Umfriedung keine Bestattung nachgewiesen
werden. Dafür gibt es drei mögliche Erklärungen: Entweder lag die eigentliche Bestattung höher als die Umfriedung und wurde im Zuge der Überbauung zerstört,
oder aber sie bestand aus einer oberirdisch aufgestellten Urne. Möglicherweise handelt es sich dabei auch
um ein Kenotaph. Dabei ist aber zu berücksichtigen,
dass die wenigen gesicherten Kenotaphe zu Ehren von
hochstehenden Persönlichkeiten angelegt wurden und
architektonisch herausragende Grabmonumente sind 22.
Oberirdische Grabmarkierungen sind keine erhalten
oder haben nie existiert. Lediglich bei vier Gräbern
konnten eine oder mehrere Pfostengruben im Innern
der Grabumfriedung festgestellt werden (Gräber 5, 7, 8,
9). Vielleicht handelt es sich dabei um einzelne Pfosten, die eine oberirdische Grabmarkierung darstellten 23
Abb. 3: Windisch-«Vision Mitte». Grab 1 mit Umfriedung und Grabgrube (V.008.4). Aufsicht.
Abb. 4: Windisch-«Vision Mitte» Grab 2. Schnitt durch die Grabgrube
mit Urne (Inv.-Nr. V.008.4/1810.1).
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
M. Flück, Östlich des Keltengrabens. Auswertung der Grabung Windisch-Dorfschulhaus 1986/87. Jber. GPV 2007, 42 |
Hagendorn u.a. 2003, 466.
Schucany 2011, 66.
Hensen 2011, 167 | Berke 2000, 34f.
Schucany 2011, 66.
Vgl. dazu E. Flaig, Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich (Frankfurt a.M. 1992) 134, der eine
Legion als abgeschlossenen Mikrokosmos beschreibt, dessen
Loyalitäten und Verbindungen zur Aussenwelt auf ein Minimum reduziert waren. Von einer besonderen Rücksichtnahme
auf Gräber ist also nicht unbedingt auszugehen. Im konkreten Fall hat sicher dazu beigetragen, dass die Angehörigen der
Bestatteten nicht mehr da waren.
Ausgrabungen Bru.63.1 und Bru.71.1. Vgl. M. Hartmann/
T. Tomasevic, Die Grabungen an der Alten Zürcherstrasse in
Brugg 1963 und 1971. Jber. GPV 1971, 8.
Schucany 2011, 56.
Schucany 2011, 55. So konnten im Umfassungsgräbchen von
Grab 11 Pfostenstellungen in regelmässigen Abständen beobachtet werden, die wohl als Reste von Zaunpfählen zu interpretieren sind.
So etwa der Drususkenotaph in Mainz, vgl. H.G. Frenz,
Zum Beginn des repräsentativen Steinbaus Mogontiacum. In
R. Asskamp (Hrsg.), Die römische Okkupation nördlich der
Alpen zur Zeit des Augustus. Kolloquium Bergkamen 1989
(Münster 1991) 85–87.
Hintermann 2000, 43f.
31
oder sie sind Reste eines ephemeren Grabbaus 24. Das
Fehlen von sicheren Grabmarkierungen erklärt sich
vermutlich durch die spätere Überbauung der Gräber.
Im Zuge dieser Massnahmen wurden wohl sämtliche
Grabmarkierungen zerstört resp. abgebaut 25.
Alle vorliegenden Gräber sind der Kategorie der Ustrinabestattung zuzuordnen 26. Innerhalb dieser können
zwei Untertypen unterschieden werden: Brandschüttungen mit Urnen resp. Knochennest und Brandgrubengräber. Von den vorliegenden Gräbern lassen sich
vier dem Typus der Brandschüttung mit Urne (Gräber
2, 4, 5, 6), eines dem Typus der Brandschüttung mit
Knochennest (Grab 8) und fünf dem des Brandgrubengrabes zuordnen (Gräber 1, 3, 7, 9, 10; Abb. 4).
Funde ( Jakob Baerlocher)
Charakteristisch für die Gräber der Grabung Windisch«Vision Mitte» ist ihre Beigabenarmut. Als Primärbeigaben 27 fanden sich in allen Gräbern regelhaft Glasbalsamarien des Typs Isings 6 und bis auf eine Ausnahme
Schuhe, wovon sich die Schuhnägel erhalten haben, so-
wie weitere Nägel 28. Keramik diente nur selten als Primärbeigabe. Bis auf einzelne verbrannte Scherben lagen nur in Grab 9 ein verbrannter, einhenkliger Krug
mit Horizontalrand sowie zwei Weinamphoren des
Typs Camulodunum 184 vor. Als Sekundärbeigaben
fanden sich wiederum in fast allen Gräbern Balsamarien des Typs Isings 6, in Grab 8 ein einhenkliger Krug
mit unterschnittenem Kragenrand zusammen mit einem Schälchen des Typs Vindonissa 266 29 (Abb. 5), in
Grab 3 ein grautoniger Schultertopf und eine Fischsaucenamphore des Typs Dressel 7–11, in Grab 5 eine Ölamphore des Typs Dressel 20, eine Lampe in Grab 9,
zwei Münzen in Grab 7 sowie eine Terrakotta-Statuette in Form eines Huhns in Grab 6. Terra Sigillata war
in keinem der Gräber vorhanden. Als Urnen wurden in
zwei Fällen (Grab 2 und 6) Schultertöpfe, in Grab 4 ein
Einhenkeltopf sowie in Grab 5 ein helltoniger Topf mit
Trichterrand verwendet.
Datierung ( Jakob Baerlocher)
Die Datierung der vorliegenden Gräber gestaltete sich
wegen der Beigabenarmut als schwierig. Eine Datierung
mittels Seriation oder Korrespondenzanalyse war nicht
möglich. Somit erfolgte die Datierung in erster Linie
über die zeitliche Einordnung der einzelnen Grabbeigaben. Einen weiteren chronologischen Anhaltspunkt
bietet ihre Überbauung durch die nachfolgende Zivilsiedlung, die einen terminus ante quem für die Gräber
zwischen 43 und 45 n.Chr. ergibt (s. oben).
24
25
26
27
28
0
5 cm
Abb. 5: Windisch-«Vision Mitte». Die Sekundärbeigaben aus Grab 8:
Schälchen Typ Vindonissa 266 (Inv.-Nr. V.007.3/2685.1), einhenkliger
Krug mit unterschnittenem Kragenrand (Inv.-Nr. V.007.3/2669.1–4).
M. 1:2.
32
29
Berke 2011, 286 mit vergleichbaren Befunden aus Haltern.
Für Grabmonumente sprechen die Funde von Architekturteilen und figürlichen Skulpturen aus der Ausgrabung Windisch«Vision Mitte», die evtl. von solchen Monumenten stammen,
vgl. Schucany 2011, 57.
Die typologische Einordnung der Bestattungsart folgt der Typologie von T. Bechert, Zur Terminologie provinzialrömischer Brandgräber. AKB 10, 1980, 253–258.
Zu den Primärbeigaben werden im Folgenden sämtliche Beigaben gezählt, die zusammen mit dem Verstorbenen auf dem
Scheiterhaufen verbrannt wurden. Als Sekundärbeigaben werden alle Beigaben bezeichnet, die dem Verstorbenen nach der
Kremation unverbrannt ins Grab mitgegeben wurden (Hintermann 2000, 111).
Die Funktion von Nägeln in römischen Brandbestattungen
wird kontrovers diskutiert. Sie werden als Bestandteile des
Scheiterhaufens, Reste von Bahren oder Liegen, Überreste
von mitverbrannten Truhen oder Kisten und als apotropäische Beigaben gedeutet. Zur rituellen Funktion von Nägeln
vgl. S. Alfayé Villa, Nails for the Dead: A Polysemic Account
of an Ancient Funerary Practice. In: R. Gordon/F.M. Simon
(Hrsg.), Magical Practice in the Latin West. Papers from the
International Conference held at the University of Zaragoza,
30. Sept.–1. Okt. 2005 (Leiden 2010) 427–456, bes. 450f. Eine
rituelle Funktion ist im Fall der drei Scheibenkopfnägel aus der
Urne von Grab 4 wahrscheinlich; da die Urne praktisch ausschliesslich mit Leichenbrand, jedoch fast keinem Brandschutt
des Scheiterhaufens verfüllt war, ist eine bewusste Niederlegung wahrscheinlich.
Vgl. E. Ettlinger/Ch. Simonett, Römische Keramik aus dem
Schutthügel von Vindonissa. Veröff. GPV 3 (Basel 1952).
Die wenigen Münzen ergeben einen terminus post quem30.
Grab 9 ist aufgrund einer halbierten Münze der II. Nemausus Serie31 aus einer dazugehörigen Schicht sowie
einer Münze der ersten oder zweiten Lyoner Altarserie32 aus der Überdeckung des Grabes spätaugusteisch,
und somit wohl vorlagerzeitlich, zu datieren. Eine ähnliche oder geringfügig jüngere Datierung wird für zwei
Gräber durch einen Schultertopf 33 bzw. ein Schälchen
des Typs Vindonissa 266 34, die im um 20 n.Chr. aufgelassenen Töpferbezirk an der Scheuergasse in Windisch hergestellt wurden35, nahegelegt. Sicher tiberisch
ist Grab 7 zu datieren, das einen ganzen und einen halbierten Münzmeister-As aus Rom mit Gegenstempeln
wohl des Tiberius enthielt 36. Bei den übrigen Gräbern
ist eine präzise Datierung wegen des Fehlens von spezifischen Beigaben nicht möglich37. Sie können lediglich
grob ins erste Drittel des 1. Jh. datiert werden. Dies erschwert es, eine chronologische Entwicklung innerhalb
dieser Nekropole festzustellen. Auffällig ist jedoch die
Tatsache, dass die Gräber mit Resten von beinverzierten
Klinen zu den ältesten Bestattungen gehören (Abb. 2).
Es ist somit denkbar, dass man die jüngeren Gräber bewusst in der Nähe dieser Bestattungen anlegte38.
Abb. 6: Windisch-«Vision Mitte». Verkleidungen der Klinenbeine
aus Grab 3. Geflügelter Erot (Inv.-Nr. V.008.2/3855.14) und kannelierte Basen (Inv.-Nr. V.008.2/3804.189, V.008.2/3805.201,
V.008.2/3832.7–8, V.008.2/3841.101, V.008.2/3872.10 –11) (von
links nach rechts).
Die Klinen ( Jakob Baerlocher)
Von besonderer Bedeutung sind die beinernen Schnitzereien, die als Verkleidung von drei Klinen anzusprechen sind. Sie fanden sich in den Gräbern 3, 9, 10, wobei in zwei Fällen nur wenige Fragmente vorhanden
waren, während aus Grab 9 über 500 grössere Fragmente stammen39. Die Knochenschnitzereien sind allesamt verbrannt und teilweise deformiert, wobei der
Verbrennungsgrad je nach Fragment stark variiert. Aufgrund von typologischen Vergleichen mit rekonstruierAbb. 7: Windisch-«Vision Mitte». Verkleidungen des Bettrahmens der
Kline aus Grab 9. Abgeschliffene Knochenplättchen, teilweise mit Horizontalrillen verziert (Inv.-Nr. V.007.3/1049.208).
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
Die Münzbestimmungen wurden dankenswerterweise durch
H. Doppler vorgenommen.
Inv.-Nr. V.007.3/1530.1.
Inv.-Nr. V.007.3/1006.1.
Grab 3, Inv.-Nr. V.008.2/3804.121–129, 3831.13–15, 3841.30–
66, 3855.3–8.
Grab 8, Inv.-Nr. V.007.3/2685.1.
Grabung. V.89.2. Den Hinweis verdanke ich Ch. Meyer-Freuler, vgl. dazu Ch. Meyer-Freuler, Vindonissa Feuerwehrmagazin. Die Untersuchungen im mittleren Bereich des Legionslagers. Veröff. GPV 15 (Brugg 1998) 19.
Inv.-Nr. V.007.3/2334.1, V.007.3/2335.1. Schucany 2011, 56 mit
einer dem damaligen Kenntnisstand geschuldeten leicht abweichenden Datierung.
So lassen sich z.B. die Balsamarien des Typs Isings 6 nur grob
in augusteische bis trajanische Zeit datieren, vgl. G. Harter,
Römische Gläser des Landesmuseums Mainz (Wiesbaden
1999) 89.
So kann die Kremierung auf einer solchen Kline als ein Indiz
für den hohen sozialen Rang des Verstorbenen angesehen werden, vgl. Talamo 1987/88, 19.
Ohne die Schlämmfunde (s. unten).
Abb. 8: Windisch-«Vision Mitte». Verkleidungen des Bettrahmens
der Kline aus Grab 9. Gewölbte Segmente mit Blattdekor (Inv.-Nr.
V.007.3/1483.24.33.35.49.52, V.007.3/943.5, V.007.3/1484.74,
V.007.3/1049.20 [Fuss], V.007.3/1049.127, V.007.3/1058.5,
V.007.3/940.61 [von oben nach unten]).
33
ten Klinen in Aosta40, Cambridge41 und Rom42 ist es
jedoch möglich, einen Grossteil der Fragmente zu bestimmen und ihre ursprüngliche Position an der Kline
zu lokalisieren. So konnte zwischen Elementen, die zur
Verkleidung der Klinenbeine gehörten (Abb. 6), und
Teilen der Rahmenverzierungen, die teilweise mit lesbischen Kymatien (Abb. 7), Ranken- und Palmettenmotiven (Abb. 8) sowie figürlichem Schmuck verziert
waren (Abb. 9), unterschieden werden. Ein äusserst
qualitätvolles Fragment eines männlichen Profils gehört zu einem Medaillon der fulcra, der Klinenlehnen
(Abb. 10). Zwischen den drei Klinen konnten teilweise
erhebliche Unterschiede in der Qualität der Schnitzereien beobachtet werden43. So ist die Qualität und Ikonografie der Knochenschnitzereien der Kline aus Grab 3
praktisch identisch mit jenen des Exemplars vom Esquilin44 – evtl. ein Hinweis auf die gleiche Werkstatt.
Bei den beiden Klinen aus den Gräbern 9 und 10 wirken die Schnitzereien hingegen etwas weniger sorgfältig ausgearbeitet.
Die Vorläufer dieser beinverzierten römischen Klinen sind hellenistische Prunkbetten. Durch den Einf luss orientalischer Möbel, die auch mit Elfenbein verkleidet sein konnten, bildete sich im Hellenismus eine
neue Klinenform aus45. Bei dieser Form waren die Beine der Kline in mehrere Glocken- und Kugelelemente gegliedert und mit figürlichem Schmuck verziert 46.
Bereits im 5. Jh. v.Chr. wurde eine Lehne ( fulcrum) entwickelt, die in dieser Form mit gewissen Abwandlungen bis in die frühe Kaiserzeit Bestand hatte47. Durch
die zunehmende römische Einf lussnahme im hellenistischen Osten im 2. Jh. v.Chr. gelangte dieser neue Klinentyp auch nach Italien48. Neben Elfenbein wurden
bald auch Knochen als Rohmaterial für die Schnitzereien verwendet, wobei das billigere und leichter verfügbare Rohmaterial wohl Elfenbein imitieren sollte
(s. unten)49.
In typologischer Hinsicht lassen sich die beinverzierten
Klinen der späten Republik sowie der frühen Kaiserzeit
in zwei Gruppen unterteilen: Die erste Gruppe imitiert
hellenistische Klinen, die mit Elfenbeinschnitzereien
verziert sind, die andere solche aus Bronze50. Neuere
Funde von Klinen haben aber gezeigt, dass auch Hybridformen existierten, die Stilelemente beider Gruppen aufweisen51.
Die bei Weitem grösste Zahl solcher mit Bein verzierten Klinen stammt aus dem Gebiet des heutigen Italien
mit einer auffälligen Konzentration in Mittelitalien52.
Nördlich der Alpen sind diese Klinen äusserst selten.
Neben Vindonissa, wo bis jetzt mindestens sieben solche Klinen aus Gräbern bekannt sind 53, gibt es Belege aus Gräbern im heutigen Deutschland (Birten, Haltern, Köln und Mainz) 54 und Südfrankreich, so z.B. aus
der Nekropole von Saint-Lambert in Fréjus55 und aus
einem Mausoleum von Cucuron (Vaucluse) 56. Bisher
singulär ist ein Ensemble aus einem Grab im heutigen
Slowenien, das den bis jetzt östlichsten Fundplatz nördlich der Alpen markiert 57.
Was das zeitliche Vorkommen dieser Klinen betrifft, so
muss man zwischen der Verwendung solcher Betten in
34
Abb. 9: Windisch-«Vision Mitte». Figürlicher Schmuck des Bettrahmens der Kline aus Grab 9. Kopf im Profil nach rechts (Inv.Nr. V.007.3/1049.217), Unterarmfragment mit Stab (Inv.-Nr.
V.007.3/1324.3), Handfragment (Inv.-Nr. V.007.3/1484.73), Beinfragmente (Inv. Nr. V.007.3/1484.92, V.007.3/1483.45), Körperfragment (Inv.-Nr. V.007.3/941.26).
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
R. Mollo Mezzena, La ricostruzione del letto funerario di
Aosta. Considerazione e problematiche. Bolletino della Sopraintendenza per i Beni e la Attività Culturali della Valle d’Aosta
2, 2005, 144–156.
Nicholls 1979, 1–32.
Talamo 1987/88, 17–102.
So auch bei den Klinen aus Haltern, vgl. Berke 2011, 287.
Talamo 1987/88, 41–48 Abb. 32.
Faust 1989, 25.
Bianchi 2010, 41 | Faust 1989, 24.
Faust 1989, 20f.
Bianchi 2010, 42.
Bianchi 2010, 44.
C. Letta, Due letti funerari in osso dal centro italico-romano
delle Valle d’Amplero (Abruzzo). Mon. Ant. 3,3, 1984, 82.
Bianchi 2010, 52.
Bianchi 2010, 45–48, mit der aktuellsten Zusammenstellung
der Fundstellen von beinverzierten Klinen.
Holliger/Holliger 1993, 21–52 mit der Vorlage von vier Klinen.
Berke 2011, 289 | Witteyer 2000, 328.
I. Béraud/C. Gébara, Les lits funéraires de la nécropole galloromaine des Saint-Lambert (Fréjus). Rev. Arch. Narbonnaise
19, 1986, 183–210.
Béal 1991, 285.
S.D. Jelenko/S. Groh, Ein frühkaiserzeitlicher Grabbau in der
Südnekropole des norischen Vicus von Colatio, Slowenien.
AKB 36, 2006, 405–422.
Funerär- und Alltagskontexten unterscheiden. In Ersteren waren diese vom 2. Jh. v.Chr. bis in die Mitte des
2. Jh. n.Chr. in Gebrauch58. Aufgrund der Tatsache,
dass sich Klinen ab augusteischer Zeit in den Gräbern
Roms und Ostias nicht mehr nachweisen lassen, ist anzunehmen, dass solche Betten bei Begräbnissen dort in
dieser Zeit aus der Mode kamen59. In den Provinzen
lässt sich diese Bestattungssitte jedoch noch bis in die
Mitte des 2. Jh. beobachten. In Alltagskontexten kam
bereits in der frühen Kaiserzeit ein neuer Klinentyp auf,
der bis zum Ende des 1. Jh. diese Klinenform ablöste60.
Im Funerärkontext wurden die Toten auf beinverzierten Klinen aufgebahrt, zum Scheiterhaufen transportiert und anschliessend auf ihnen kremiert. Dies
ist sowohl in den antiken Schriftquellen61 als auch auf
Darstellungen dokumentiert62. Aufgrund der Fundumstände wird in der Forschung die Frage diskutiert, ob
die beinverzierten Klinen primär Möbelstücke63 waren
oder ob sie eigens für Bestattungen64 hergestellt wurden. Gerade bei Klinen aus Gräbern in den Nordwestprovinzen impliziert die Ansprache als «Totenbetten»,
dass es bei den Fundplätzen Werkstätten oder Händler
gab, die solche Klinen im Angebot hatten. Dies scheint
jedoch in Haltern, Mainz oder Vindonissa nicht der Fall
gewesen zu sein. Die Produktion solcher beinverzierter Klinen in den Nordwestprovinzen im Allgemeinen
sowie in Vindonissa im Speziellen ist unwahrscheinlich,
zumal bis heute zwar zahlreiche Beinwerkstätten nachgewiesen werden konnten, aber keine, in denen man
Klinen herstellte (s. unten S. 38) 65. Diese Klinen dürften vielmehr in Italien resp. dem Mittelmeerraum produziert worden sein66. Es stellt sich folglich die Frage,
wie solche Klinen in Fundplätze wie Vindonissa gelangt
sind. Aufgrund der grossen Distanzen und der damit
verbundenen Transportdauer war es unmöglich, solche Klinen erst zum Zeitpunkt des Todes zu erwerben und in nützlicher Frist in den Norden zu schaffen.
Es ist deshalb am wahrscheinlichsten, dass diese Klinen
in erster Linie prachtvolle Möbelstücke waren, die eine
Letztverwendung im funerären Kontext erfuhren. Bezeichnenderweise fanden sich Gräber mit Resten von
beinverzierten Klinen in den Nordwestprovinzen ausschliesslich an militärischen Standorten. Plätze also, bei
denen man zu dieser Zeit von aus Italien stammenden
Personen ausgehen kann, in deren Hausrat – zumindest
in jenem der Offiziere – man auch beinverzierte Klinen
vermuten kann67.
Abb. 10: Windisch-«Vision Mitte». Fragment eines der fulcrumMedaillons der Kline aus Grab 9. Kopf im Profil nach links (Inv.-Nr.
V.007.3/1049.216, V.007.3/1165.5).
die systematische Anwendung der Schlämm-Methode
damals noch in weiter Ferne lag, wurden nur die von
blossem Auge erkennbaren Fragmente eingesammelt.
Bei der Grabung Windisch-«Vision Mitte» wurden nun
für archäobiologische Untersuchungen zahlreiche Erd58
59
60
61
62
Rohmaterial und Technologie der Klinen
63
(Sabine Deschler-Erb)
65
Bereits in den 20-er, 50-er und 80-er Jahren des letzten
Jahrhunderts kamen in Gräbern der Nekropolen BruggAlte Zürcherstrasse und Brugg-Aarauerstrasse beinerne
Klinenteile zum Vorschein (s. oben) 68. Auch sie waren
wie die hier besprochenen Neufunde auf Scheiterhaufen mitverbrannt worden, wo sie durch die hohen Temperaturen in unzählige kleine Fragmente zerbarsten. Da
64
66
67
68
Berke 2011, 290 | von Hesberg 1998, 25f.
Heinzelmann 1998, 46.
Faust 1992, 107.
Cass. Dio. 56, 34, 1–2 und 4 | Properz, 2, 13, 19–21 | Suet.,
Caes. 84.
So z.B. das Relief von Amiternum, vgl. Holliger/Holliger 1993,
Abb. 2.
Berke 2011, 291 | Bianchi 2000, 125–127 | Faust 1989, 18.
Béal 1991, 310 | Holliger/Holliger 1993, 36.
J. Obmann, Zur Kline im Grabbrauch und ihrem archäologischen Nachweis in Gräbern der römischen Nordwestprovinzen. In: Fasold u.a. 1998, 422.
Bianchi 2010, 60 | Faust 1992, 102.
Die Funde aus dem Schutthügel zeigen, dass es zumindest
hölzerne Klinen im Lager gab, vgl. R. Fellmann, Römische
Kleinfunde aus Holz aus dem Legionslager Vindonissa. Veröff.
GPV 20 (Brugg 2009) 86f.
Th. Eckinger, Knochenschnitzereien aus Gräbern von Vindonissa. ASA 4, 1929, 241–256 | Holliger/Holliger 1993, 21–52.
35
proben aus den Gräbern und deren Umgebung entnommen und geschlämmt. Dies hatte den unerwarteten
Nebeneffekt, dass auch unzählige Klein- und Kleinstfragmente der beinernen Klinenverzierungen geborgen wurden, welche die Anzahl der von Hand Aufgelesenen deutlich übersteigen. Sie liessen sich unter dem
Binokular aufgrund ihrer Bearbeitungsspuren relativ gut von menschlichen Überresten und tierischen
Speisebeigaben unterscheiden.
Rohmaterial
Eine Rohmaterialbestimmung konnte nur bei den
grösseren Fragmenten mit einem gewissen Erfolg
durchgeführt werden. Für Grab 9 sind dies 473 Fragmente, für Grab 3 lediglich deren 11 (Abb. 11). Es wurde dazu die für die Untersuchung der Beinartefakte
von Augusta Raurica entwickelte Bestimmungsmethode
angewendet 69. Dabei bietet der durchwegs hohe Verbrennungsgrad, der zu einer mehr oder weniger starken Verformung der Objekte führen kann, zusätzliche
Probleme.
Bei den untersuchten Klinenfragmenten war lediglich
der billige und schlechter zu bearbeitende Werkstoff
Knochen festzustellen. Dies ist auch bei den Klinen von
Cambridge, Cremona und Aquinum70 der Fall und erstaunt gerade bei denjenigen von Vindonissa, da diese
sich unbestritten in Gräbern der höchsten Gesellschaftsschicht fanden. Nach Sueton (De vita Caesarum, Caesar
84) wurde nun aber Caesar auf einer Kline aus Elfenbein verbrannt. War Elfenbein also den Obersten Roms
vorbehalten, während man in den Provinzen mit den
billigeren Knochenimitationen vorlieb nehmen musste?
Möglicherweise wurde auch Caesar nur auf einer einfacheren Knochenkline verbrannt, wobei der Trauergesellschaft die Imitation aber nicht auffiel.
Eine artliche Bestimmung war bei nur ganz wenigen
Fragmenten möglich (Abb. 11) und ergab fast durchwegs Rinderknochen. In zwei Fällen konnte Equide
nicht ausgeschlossen werden; angesichts der Dominanz
der Rinderknochen scheint aber auch in diesen Fällen Rind plausibler. Rinderknochen wurden allgemein
weitaus am häufigsten von römischen Beinschnitzern
verarbeitet 71. Das Rind war nicht nur in den Nordwestprovinzen, sondern auch in vielen Siedlungen des
italischen Stammlandes ein wichtiges oder sogar das
wichtigste Schlachttier 72. Deshalb war es für die Beinschnitzer kein Problem, dieses Rohmaterial zu beschaffen 73. Trotzdem lässt sich unter den Artefakten einiger
Fundstellen der römischen Schweiz ein relativ häufigeres Vorkommen von Pferdeknochen als unter den
sonstigen Tierknochenabfällen feststellen. Dies dürfte mit der relativ geringen Körpergrösse und somit der
verwertbaren Knochensubstanz der lokalen Rinder zu
erklären sein74. Das Problem zu klein gewachsener Rinder bestand in der Region, aus der die Klinen von Vindonissa stammten, offensichtlich nicht, weshalb man
auch nicht auf Pferdeknochen ausweichen musste.
36
Grab 9 Grab 3
Rind Humerus (?)
Rind Femur (?)
Rind Radius (?)
Rind Metacarpus
Rind Metatarsus (?)
Rind Metapodium (?)
Rind Röhrenknochen
Röhrenknochen
Röhrenknochen (?)
Röhrenknochen, Equide (?)
Knochen
2
6
1
1
14
2
100
249
5
2
91
3473
Total
473
11
1
7
Abb. 11: Windisch-«Vision Mitte». Das Rohmaterial der Klinenfragmente aus Grab 9 und 3.
Bei der Herstellung der Klinen kamen lediglich Röhrenknochen zum Einsatz75 (Abb. 11), in erster Linie die
von Natur aus gerade gewachsenen Femora und Metatarsen. Diese Skelettteile wurden auch in Augusta
Raurica bevorzugt verarbeitet 76. Bei den Klinen aus Vindonissa wählte man folglich kein spezielles Rohmaterial,
sondern es wurde das für die römische Beinschnitzerei
allgemein übliche Material verarbeitet.
Bei der Untersuchung der Augster Scharniere, die
hauptsächlich ins 1. Jh. n.Chr. datieren, war die massive
Stärke der Knochenkompakta im Vergleich zu derjenigen der gleichzeitigen Speiseabfälle aufgefallen. Dieser
zunächst nur optische Eindruck konnte durch metrische Untersuchungen bestätigt werden. Die in Augst
gefundenen Scharniere waren also nicht lokal hergestellt worden, sondern gelangten als Fertigprodukte
69
70
71
72
73
74
75
76
Deschler-Erb 1998, 16–68.
Nicholls 1979 | Bianchi 2000 | Carcieri/Montanelli 2008.
Vgl. die Zusammenstellung in Deschler-Erb 1998, 69–71. Aus
diesem Grund nehmen Carcieri/Montanelli (2008, 74) auch
für die Kline von Aquinum an, dass sie hauptsächlich aus Rinderknochen hergestellt ist. Bei den Funden von Cremona ist
nur von «osso tubulare» die Rede, vgl. Bianchi 2000.
M. MacKinnon, High on the Hog: Linking Zooarchaeological, Literary, and Artistic Data for Pig Breeds in Roman Italy.
Am. Journal Arch. 105, 2001, 654–655, Tab. 2.
Zur Zusammenarbeit von Produktionszweigen, die Rohstoffe
vom Rind verarbeiteten, vgl. S. Deschler-Erb, La contribution
de l’archéobiologie à l’étude de l’artisanat romain. In: M. Polfer (Hrsg.), Artisanat et économie romaine: Italie et provinces
occidentales de l’Empire. Actes du 3ème colloque international d’Erpeldange (Luxembourg) sur l’artisanat romain, 14.–16.
Okt. 2004. Monogr. instrumentum 32 (Montagnac 2005) 33f.
S. Deschler-Erb, Miser sur le bon cheval: le rôle des équidés
dans la tabletterie romaine. In: P. Chardron-Picault (Hrsg.),
Aspects de l’artisanat en milieu urbain: Gaule et Occident romain. Actes du colloque international d’Autun, 20.–22. Sept.
2007. Rev. Arch. Est et Centre-Est, 28e suppl. (Dijon 2010)
383–390.
Bei der Kline von Cambridge wurde die Verwendung von
Pferdeschulterblatt vermutet, wobei aber nur die Objektgrösse
zu dieser Mutmassung führte, vgl. Nicholls 1979, 1.
Deschler-Erb 1998, 72 Abb. 126.
mm
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
max
min
x
Augusta Raurica,
Augusta Raurica, Vindonissa, Grab 9,
unbearbeitete
Scharniere aus
Möbelteile aus
Metatarsen (n=18) Metatarsen (n=104) Metatarsen (n=14)
Beobachtungen zur Technologie
Von blossem Auge und unter dem Binokular konnten Feil-, Raspel-, Dreh-, Messer- und Kerbspuren
mit dreieckigem Querschnitt sowie Politur festgestellt
werden. Sie finden sich häufig auf der Aussen- und der
Innenseite der Objekte. Mit Ausnahme der Kerbspuren80 (Abb. 13) lassen sich alle diese Spuren auch bei
den Beinartefakten aus Augusta Raurica beobachten,
allerdings in unterschiedlicher Häufigkeit: Während
dort die meisten Objekte Politur und Feilspuren aufweisen81, treten bei den Klinen von Vindonissa am häufigsten Messerspuren und Politur auf (Abb. 13). Messer
wurden hauptsächlich zum Anbringen von Kerbverzierungen oder beim freien Schnitzen von plastischen Ornamenten eingesetzt, was vor allem beim spröden Knochen einiges an Geduld und Geschick verlangte. Viele
Objekte aus Augusta Raurica sind im Gegensatz zu den
Klinen aus Vindonissa unverziert und nur relativ grob
mit der Feile überarbeitet. Hier zeigt sich die grosse Diskrepanz bei der Qualität von durchschnittlichen
Siedlungsfunden und den Klinen aus den Gräbern.
Bei etwa 10 % der Objekte, ausschliesslich Beinteilen,
kam eine Drehbank zum Einsatz (Abb. 13). Das ist im
Vergleich zu den zeitgleichen Funden vom Magdalensberg, die gegen 60 % Drehspuren aufweisen, sehr wenig 82 und kann teilweise typologisch erklärt werden:
77
78
79
Deschler-Erb 1998, 80f.
Deschler-Erb 1998, 81.
In Mittelitalien war die durchschnittliche Widerristhöhe
(123,2 cm) bereits in republikanischer Zeit deutlich höher
(M. MacKinnon, Production and Consumption of Animals in
Roman Italy: Integrating the Zooarchaeological and Textual
Evidence. Journal Roman Arch., Suppl. Ser. number 54 [Portsmouth Rhode Island 2004] 85 Tab. 24) als zum Beispiel in der
LT D1 Siedlung von Basel-Gasfabrik (110,8 cm) (G. Breuer/
A. Rehazek/B. Stopp, Grössenveränderungen des Hausrindes.
Feile, Politur
Feilspuren
Raspel
Messer
Messer, Politur
Dreieckige Kerbspuren
Drehspuren, Politur
Politur
unbearbeitet/evtl. unbearb.
Total
3
9
2
110
135
49
177
485
Spuren innen (n)
Abb. 12: Windisch-«Vision Mitte». Vergleich der Kompaktadicke der
Metatarsen der Kline von Vindonissa-Grab 9 mit den Scharnieren und
unbearbeiteten Metatarsen aus Augusta Raurica (x = Mittelwert).
Spuren aussen (n)
hierher77. Wir führten diese Untersuchungsmethode
auch bei den Klinenteilen aus Vindonissa durch, um so
allenfalls Informationen über die Herkunft des hier
verwendeten Rohmaterials und somit auch der Klinen zu gewinnen. Bei 14 Metatarsen konnte die Breite
des Kompaktknochens gemessen werden. Dem Ergebnis wurde wie bei den Scharnieren aus Augusta Raurica
jeweils 5 mm abgearbeitetes Material hinzugezählt 78.
Der daraus berechnete Mittelwert liegt in etwa zwischen demjenigen der Scharniere und der Speiseabfälle aus Augst und Kaiseraugst (Abb. 12). Der Minimalwert ist hingegen gleich hoch wie bei den Scharnieren
aus Augusta Raurica und damit höher als bei den Speiseabfällen dieser Fundstelle. Auch wenn die Datenlage
relativ gering ist, lässt dies vermuten, dass die Klinen
nicht aus lokalen Werkstätten stammen, sondern aus einem Gebiet mit fortgeschrittener Rindzucht importiert
wurden, wahrscheinlich Italien79. Darauf deuten auch
die stilistischen Beobachtungen hin (s. oben).
385
3
1
17
2
76
484
Abb. 13: Windisch-«Vision Mitte». Bearbeitungsspuren der Klinenfragmente von Grab 9 und 3.
80
81
82
Osteometrische Untersuchungen grosser Fundserien aus der
Nordschweiz von der Spätlatènezeit bis ins Frühmittelalter am
Beispiel von Basel, Augst [Augusta Raurica] und SchleitheimBrüel. JbAK 20, 1999, 217, Anm. 59) oder in der spätlatènebis frühkaiserzeitlichen Siedlung auf dem Basler Münsterhügel (115,4 cm) (B. Stopp, Archäozoologische Auswertung der
Grabungen FH 1978/13 und TEW 1978/26 auf dem Basler
Münsterhügel. In: E. Deschler-Erb, Der Basler Münsterhügel
am Übergang von spätkeltischer zu römischer Zeit. Materialhefte zur Archäologie in Basel 22A [Basel 2011] Tab.16 unter
http://www.archaeobasel.ch/vermitteln/publikation/index.php).
Schon in Norditalien sind die Werte in republikanischer Zeit
geringer (114,4 cm) als in Mittelitalien, wo auch nach schriftlichen Quellen besonders schöne Rinder gezüchtet wurden
(M. MacKinnon, Cattle ‘Breed’ Variation and Improvement
in Roman Italy: Connecting the Zooarchaeological and Ancient Textual Evidence. World Archaeology 42, 2010, 55–73),
weshalb der Ursprung der grossen Rinder am ehesten in Mittelitalien zu suchen ist. Für die Frage nach der Herkunft der
dickwandigen Rinderröhrenknochen müsste allerdings die
Kompakta der dort gefundenen Knochen vermessen werden.
Sie finden sich hingegen bei der Liege aus Aquinum (Carcieri/
Montanelli 2008).
Deschler-Erb 1998, 104 Abb. 166.
Gostencˇ nik 2005, 314.
37
Unter dem Fundmaterial vom Magdalensberg machen
die Schreibgriffel und die Spielsteine, die durchwegs
auf der Drehbank gearbeitet sind, mehr als die Hälfte der Fundobjekte aus83. Das Arbeiten mit der Drehbank ist sehr effizient und erlaubt eine fast industrielle
Massenherstellung von Beinobjekten, was bei alltäglichen Gebrauchsobjekten wie Griffeln oder Spielsteinen
Sinn macht. Die Bearbeitung der Knochenoberf läche
mit dem Messer ist – wie bereits erwähnt – deutlich
aufwändiger. Der Faktor Zeit und somit auch die Kosten spielten folglich bei der Herstellung der Klinen keine Rolle.
Fehlende Bohrlöcher lassen darauf schliessen, dass die
einzelnen Beinelemente nicht mit metallenen Nieten am hölzernen Klinengestell befestigt wurden, sondern dass sie aufgeklebt waren84. Dies setzt eine grössere Menge an Leim voraus. Im Prinzip können sowohl
pf lanzliche als auch tierische Leime zum Einsatz gekommen sein. Bei der Verwendung von Knochenleim
hätte man diesen in der Werkstatt aus Knochenabfällen selber herstellen können; spezielle Kenntnisse waren
dazu nicht notwendig85.
den Klinen aus Vindonissa können andere Techniken
zur Vergrösserung der Flächen beobachtet werden:
Beim fulcrum-Medaillon der Kline aus Grab 9 (Abb. 10)
verdoppelte man die Kompakta durch Aufeinanderkleben zweier Knochenschichten, was das Herausarbeiten
stark plastischer Reliefs ermöglicht. Für breite Objekte wie die runden Scheiben klebte man Platten mittels
abgeschrägter Flächen aneinander. Die Verleimung
muss so gut gehalten haben, dass sie auch den Kräften
bei der Bearbeitung auf einer Drehbank standhielt. Für
gewisse Verzierungselemente war eine konkave Biegung der Knochenoberf läche erwünscht, weshalb in
diesen Fällen die Markhöhle als Dekorationsf läche genutzt wurde.
Insgesamt ist festzustellen, dass die verschiedenen figürlichen und ornamentalen Verzierungen kunstvoll und
sehr plastisch gearbeitet sowie exakt zusammengefügt
sind. Es wurden auch spezielle Techniken eingesetzt.
Dies spricht für hoch spezialisierte Handwerker, wie sie
im römischen Gebiet nördlich der Alpen auch später
nicht nachzuweisen sind. Die metrischen Analysen des
Rohmaterials lassen ebenfalls eine Herkunft dieser Klinen aus Italien vermuten. Nur hier dürfte der Markt für
Werkstätten, die solche Luxusobjekte herstellten, gross
genug gewesen sein.
Chaîne opératoire
Aussagen zum Holzgestell und zu dessen Herstellung
sind nicht möglich, da sich höchstens kleinere Holzkohlestücke erhalten haben, die nicht von den Brennholzresten des Scheiterhaufens zu unterscheiden sind86.
Obschon die Knochenfragmente durch die hohen
Brenntemperaturen verzogen sind, lässt sich heute noch
feststellen, dass die einzelnen Elemente passgenau auf
das Holzgestell gearbeitet waren. Dieses wurde folglich entweder von den Beinschnitzern selber hergestellt
oder stand während der Herstellung der Verzierungselemente fertig in der Werkstatt. Zumindest einige von
ihnen wiesen zu diesem Zeitpunkt noch keine Verzierungen auf, denn bei einigen Passstücken laufen die
Rillen- und Leistenverzierungen nahtlos über die einzelnen Teile hinweg (Abb. 6).
Die weniger als 1 mm dicken Plättchen (Abb. 7), die
hauptsächlich aus den Schlämmproben stammen, muss
man zuerst auf einer Seite überarbeitet, dann auf den
hölzernen Rahmen aufgeklebt und schliesslich mit der
Feile zugeschliffen haben. Anders lassen sich die beidseitigen Bearbeitungsspuren an den hauchdünnen Teilen
kaum erklären. Dabei bestand die Gefahr, dass mit der
Feile ungewollt auch der Holzrahmen angeschliffen
wurde87. Die Anwendung dieser Methode bezeugt wiederum das Geschick und Können der Klinenhersteller.
Eine Möglichkeit, die beschränkte Fläche der Röhrenknochen zu vergrössern, ist das Zusammennieten bzw.
-kleben einzelner Teile. Dies war beim Fundmaterial
aus Augusta Raurica nur in wenigen Fällen zu beobachten, so bei Kämmen, Kästchen oder den Schwertortbändern88. Bei Ersteren wurden die einzelnen Teile
rechtwinklig aneinandergefügt, bei Letzteren der rückwärtige Teil in eine Führungsrille eingeschoben. Bei
38
Tierknochenfunde ohne Bearbeitungsspuren
(Sabine Deschler-Erb)
Die erste und bislang einzige archäozoologische Untersuchung zu Brandgräbern in Vindonissa bezieht sich
auf den Südfriedhof (25/30 –150 n.Chr.) 89. Diese Arbeit
stellt die Vergleichsbasis für die hier vorgelegte Tierknochenuntersuchung zu den Gräbern von Windisch«Vision Mitte» dar. Von Vorteil ist dabei, dass auf beiden
Grabungen Sedimente geschlämmt wurden. Die beiden Bestattungsplätze waren jedoch nicht zeitgleich in
Benutzung. Die Grabanlagen und archäologischen Beigaben der älteren Gräber von Windisch-«Vision Mitte»
83
84
85
86
87
88
89
Gostencˇ nik 2005, 361 Diagr. 1.
Dies war auch bei der Kline von Cambridge der Fall, vgl.
Nicholls 1979, 1.
Vgl. S. Deschler-Erb, Leimsiederei- und Räuchereiwarenabfälle
des 3. Jahrhunderts aus dem Bereich zwischen Frauenthermen
und Theater von Augusta Raurica. JbAK 27, 2006, 343.
Eine Bestimmung der Holzkohlereste wurde bislang nicht
durchgeführt. Ein Nachweis von speziellen Hölzern (z.B.
Ebenholz) könnte auf Reste des hölzernen Klinengestells hindeuten.
Mündliche Mitteilung Astrid Dingeldey, Neckarsteinach D,
Drechslermeisterin und Spezialistin für die Nachbildung römischer Beinartefakte.
Deschler-Erb 1998, Taf. 29 (Kämme); 46, 4067–4071 (Kästchen) und 43, 4022–4027 (Ortbänder).
Grabungen V.85.2, V.93.4, V.94.4, V.96.6, V.97.8, V.98.3. Vgl.
Hintermann 2000 | Veszeli 2000.
1 199 200
22
22
4
2
17
1
1
8
25 169 194
7
1
20
1
36
1
6
3
86
6
6
0
3
1
0
0
34
0
0
7
0
0
0
3
0
0
0
0
0
54
7
4
1
34
3
3
3
3
2
1
3
8
6
60
1
6
6
7
6
0
49
0
0
0
3
0
0
6
0
0
0
1
0
0
0
0
1
66
6
1
49
2
4
3
1
6
2
2
1
1
73
5
1
0
6
0
0
0
6
0
0
5
0
0
0
0
0
0
0
0
0
18
18
9
416
0
5
0
5
73
1 100
2
1 15
3
3
1
5
1
4
43
7
0
155
2
159
9
2
23
302
8
3
141
1
0
0
46
0
0
2
7
1
173
11
575
9
2
28
375
108
5
156
4
3
1
99
1
4
45
14
1
1
23 702 238 940
8
1 14
6
1
6 411
6
1
5
2
1
3
72
96
2
11
1
1
33
1
4
42
5
verbrannte
1
unverbrannte
66 80
7
1
22 433
0
0
8
5
116 188
3 99
5
3
20 31
0
1
0
1
0
2 35
1
0
4
0
2 44
5
0
0
Total Grab 8
verbrannte
unverbrannte
Total Grab 7
verbrannte
unverbrannte
Total Grab 6
verbrannte
Total Grab 5
unverbrannte
1
verbrannte
Total Grab 4
verbrannte
79
1
Total
1
1
34
9
1
12
Total verbrannte
0
0
0
0
0
0
0
3
3
2
12
1
9
36
1
8
0
8
0
1
0
20
1
0
36
0
0
0
5
0
0
0
0
0
Total unverbrannte
31
2
1
1
4
Total Grab 10
33
0
0
2
19
1
61
unverbrannte
5
2
17
61
0
1
9
36
1
0
31
1
0
0
5
0
0
0
7
0
unverbrannte
2
1
4
verbrannte
11
Total Grab 3
11
0
4
0
0
0
5
unverbrannte
verbrannte
Total Grab 1
39
1
6
3
6
79
Total Grab 2
39
1
6
3
0
6
79
2
0
33
0
0
0
30
0
0
0
0
0
Total Grab 9
Total
1
verbrannte
unverbrannte
Sus domesticus
Ovis a./Capra h.
indet.
indet. Gr. Hase
indet. Gr. Rind/Hirsch
indet. Gr. Schaf
indet. Gr. Schwein
Gallus gallus
Aves indet Passeriformes
Aves indet
Arvicolidae
Muridae
Soricidae
Kleinsäuger indet.
Perca fluviatilis
Cyprinidae
Pisces indet.
Amphibia
Gastropoda
5
1
1
8 753 861 1614
Abb. 14: Windisch-«Vision Mitte». Tierartentabelle.
Taphonomie
lassen zudem auf Bestattungen einer sozial besser gestellten Bevölkerungsschicht schliessen als beim jüngeren Südfriedhof. Bei Unterschieden zwischen den Tierbeigaben in den beiden Friedhöfen sind daher sowohl
chronologische als auch soziale Faktoren in die Überlegungen miteinzubeziehen.
Material und Methode
Die Funde stammen durchwegs aus Schlämmproben
(organische und anorganische 4-mm- und 1-mm-Fraktion). Die Trennung zwischen Tier- und Menschenknochen erfolgte durch die Archäozoologin. Bei einer
Vielzahl von Knochenfragmenten, hauptsächlich Spongiosateilen, war eine Unterscheidung nicht möglich. Da
unter den sicher bestimmbaren Knochen die menschlichen Überreste bei Weitem überwiegen, wurden die
unbestimmbaren Knochenfragmente dem Anthropologen übergeben.
Während im Südfriedhof von Vindonissa nur etwas mehr
als die Hälfte der Gräber Tierknochen enthielten90, ist
dies in allen zehn untersuchten Gräbern der Grabung
«Vision Mitte» (Abb. 14) der Fall. Insgesamt liegen 1614
verbrannte und unverbrannte Fragmente mit einem
Gesamtgewicht von 328,5 g vor. Das Durchschnittsgewicht beträgt lediglich 0,2 g. Die Fundmenge ist in den
einzelnen Gräbern sehr unterschiedlich (Abb. 14): Mit
Abstand am fundreichsten ist Grab 9 (940 Fragmente),
das auch die meisten Klinenteile enthielt und bei dem
es sich um das einzige Frauengrab der Nekropole handelt (s. unten). In Grab 6 hingegen fanden sich nur sechs
Fragmente.
Fast in allen Gräbern treten unverbrannte und verbrannte Tierknochen auf (Abb. 14) (s. oben Primär- und Sekundärbeigaben). In den meisten Gräbern ist ihr Verhältnis zueinander ausgeglichen; nur in Grab 9 kommen
deutlich mehr unverbrannte Knochen vor. Mit Ausnahme der Gastropoden sind bei den anderen vertretenen
Tiergruppen, also Gross- und Kleinsäugern, Vögeln,
Fischen und Amphibien, beide Erhaltungszustände zu
beobachten. Allerdings sind verbrannte Fischreste relativ selten. Dies hängt damit zusammen, dass vor allem
Fischschuppen höhere Brenntemperaturen kaum überstehen. Aufgrund taphonomischer Gründe ist es also
schwer zu sagen, ob die Tierartenanteile in beiden Erhaltungsgruppen ursprünglich gleich waren. Da alle Proben direkt aus den Grabgruben oder dem zugehörigen
Grabgärtchen stammen, ist immerhin anzunehmen,
dass alle Knochen in Zusammenhang mit den Bestattungsritualen stehen.
Tierartenspektrum
Die meisten Knochen stammen von Grosssäugern (55 %
bzw. 66 %); von einer gewissen Bedeutung sind nur
noch die Vögel (17 % bzw. 15 %). Kleinsäuger, Fische
und Amphibien weisen Anteilswerte von unter 10 % auf
(Abb. 15).
Wie auch bei anderen römischen Brandgräbern der näheren und weiteren Umgebung 91 unterscheidet sich das
Spektrum der bestimmbaren Tierarten deutlich von
90
91
Veszeli 2000, 169 Abb. 194.
Vgl. Veszeli 2000, 172 Abb. 201.
39
70
subadult
60
adult
senil
50
n 40
%
30
perinatal
20
verbrannte
10
juvenil-subadult
unverbrannte
Su
s
do
m
O
es
v
is
To
tic
a.
ta
/C us
lu
ap
nb
ra
es
h.
t.
Sä
G
ug
al
e
lu
Pa s g r
al
ss
l
u
er
ifo s
rm
To Av
es
e
ta
l K s in
de
le
in
sä t
u
To
ge
ta
lF r
isc
Am he
ph
ib
ia
0
infantil-juvenil
infantil
Abb. 15: Windisch-«Vision Mitte». Anteile (n%) der verbrannten und
unverbrannten Knochen bei den einzelnen Tierarten.
Abb. 16: Windisch-«Vision Mitte». Gesamtaltersverteilung (n%) der
Hausschweine.
demjenigen der Siedlungsfunde: Unter den Haussäugern ist das Hausschwein dominant und quasi in allen
Gräbern vertreten. Schaf/Ziege kommt nur in den Gräbern 1 bis 4 sowie 8 und 9 und jeweils nur mit wenigen
Fragmenten vor. Dies entspricht in etwa den Verhältnissen, die auch bei den Tierknochen aus den Gräbern
des Südfriedhofs festzustellen sind92. Das Hausrind, das
in römischem Siedlungszusammenhang meist die wichtigste Tierart darstellt, kommt in den Gräbern von Windisch-«Vision Mitte» nicht vor. Auch im Südfriedhof
ist diese Tierart nur mit drei Fragmenten vertreten93.
Etwas häufiger waren Rinder hingegen im Nordwestgräberfeld von Augusta Raurica94 sowie im Gräberfeld
von Avenches-En Chaplix95. Der Konsum von Rindf leisch wird allgemein in nordalpinen römischen Siedlungen mit einer einheimisch geprägten oder sozial
niedriger gestellten Bevölkerung in Zusammenhang
gesehen96. Das Fehlen von Rinderknochen in den frühen Gräbern Windisch-«Vision Mitte» spricht für den
starken Romanisierungsgrad und den hohen sozialen
Status der hier bestatteten Personen.
Unter den Haustieren ist nur noch das Huhn von einer
gewissen Bedeutung. Auch es stellt einen sozialen Indikator dar. Geht man davon aus, dass sich unter den
meisten unbestimmbaren Vogelknochen Haushühner
verbergen97, ist diese Tierart mit Ausnahme von Grab 6
in allen Gräbern vertreten. Im Südfriedhof kommen
hingegen nur in 32 von 123 Gräbern Hühner- bzw.
Vogelknochen vor 98. Die Stetigkeit der Hühner in
den frührömischen «Vision Mitte»-Gräbern ist auffallend, weil sie in den gleichzeitigen Siedlungskomplexen
kaum vertreten sind 99.
Nur in Grab 9 fanden sich fünf Fragmente von unbestimmbaren Singvögeln. Im Südfriedhof fanden sich gar
keine Singvögel 100. Ihr Fund spricht für eine hochstehende, mediterran geprägte Nahrung, wie sie z.B. in
den Küchen der Insula 30 von Augusta Raurica 101 oder
Windisch-Römerblick102 zubereitet wurde. Ihr Nach-
weis passt folglich zum Fund der Kline in diesem Grab.
Unter den Fischüberresten finden sich mit einem
Flussbarsch und vier unbestimmbaren Cypriniden
nur einheimische Fische103. Importware, wie etwa
die Mittel meermakrele, liess sich hier im Gegensatz
zum Südfriedhof 104 nicht nachweisen. Chronologische
Gründe spielen dabei keine Rolle, denn die Mittelmeermakrele ist bereits in der 2. Holzbauperiode (1. Jz.
v.Chr.) der Grabung Windisch-Breite belegt 105.
Bei allen Überresten von Kleinsäugern, also Arvicolidae (Wühlmäuse), Muridae (echte Mäuse) und Soricidae (Spitzmäuse), dürfte es sich um natürliche Einträge
handeln. Sie könnten durch herumliegende Abfälle
von Kultmahlzeiten angelockt worden sein und hier ihr
Ende gefunden haben. Ebenfalls natürliche Einträge
dürften die Überreste vom Amphibien und Gastropoden darstellen.
40
Veszeli 2000, 171 Abb. 197.
Veszeli 2000, 171 Abb. 197.
94 Pfäff li u.a. 2004, 111–178, bes. 147, Tab. 6.
95 Olive 1999, 137 Abb. 153.
96 Schibler/Furger 1988, 156–177.
97 So auch Olive 1999, 137.
98 Veszeli 2000, 172.
99 Schibler/Furger 1988, 26 Abb. 24.
100 Veszeli 2000, 172.
101 Schibler/Furger 1988, 90 Tab. 39.
102 Grabung V.002.11. Häberle unpubl.
103 Bestimmung Heide Hüster Plogmann, IPNA Universität
Basel.
104 Veszeli 2000, 172 Abb. 200.
105 Grabungen V.96.8, V.97.1, V.98.1. H. Hüster Plogmann, Von
Leckerbissen und Schädlingen – Die Untersuchungen der
Kleintierreste. In: Hagendorn u.a. 2003, 231–243, bes. 233f.
92
93
Total Kopf
Vertebra cervicalis
Vertebra thoracalis
Vertebra lumbalis
Vertebra indet.
Costa
Total Rumpf
Scapula
Humerus
Pelvis
Femur
2
2
0
9
2
10
23
2
2
2
6
5
0
1
1
1
1
0
1
1
1
0
0
0
0
13
2
1
1
0
2
3
7
23
35
1
3
1
1
1
1
1
1
1
3
3
1
1
2
2
3
1
2
1
4
0
0
1
1
0
1
1
1
3
0
1
1
1
2
1
1
0
1
0
0
0
1
0
16
5
0
39
11
19
2
9
1
7
1
6
1
2
80
14
1
1
3
1
1
6
2
3
3
8
3
1
3
1
8
1
0
0
Total Autopodium
Röhrenknochen indet.
indet.
Total
0
3
1
3
1
2
3
1
0
1
2
1
1
2
4
2
1
1
1
1
Total
2
1
3
15
3
2
1
1
1
1
1
0
2
Total Stylopodium
Radius
Ulna
Tibia
Total Zygopodium
Carpalia
Calcaneus
Mt IV
Hauptstrahl-Mp unbest.
Nebenstrahl-Mp unbest.
Sesamoid
Phal. 1 ant./post.
Phal. 2 ant./post.
Phal. 3 ant./post.
Nebenstrahlphal. 1
Nebenstrahlphal. 2
3
3
6
1
0
1
Grab 10
3
9
1
10
10
Grab 9
Total
Grab 7
Total
Grab 6
Total
unverbrannt
Total
Grab 5
unverbrannt
Total
unverbrannt
Total
5
Grab 4
unverbrannt
1
1
Grab 3
Total
Cranium
Mandibula
loser Unterkieferzahn
Unter- /Oberkieferzahn
Grab 2
Total
Grab 1
Total
Schwein
1
1
1
21
2
2
13
9
48
74
2
14
2
6
24
6
10
6
22
8
1
1
3
2
2
2
2
5
2
1
29
1
2
173
Abb. 17: Windisch-«Vision Mitte». Skelettteiltabelle der Hausschweine.
Altersspektrum
Bei den Schweineknochen fällt der geringe Anteil an
ausgewachsenen Individuen auf (Abb. 16): Mehr als
die Hälfte der Tiere war in einem infantilen Stadium
oder jünger, also maximal 6 Monate alt. Ein Drittel der
Knochen stammt von ausgesprochen jungen Individuen. Da die hohe Hitze zu einem Schwund der Knochensubstanz führte, ist es kaum feststellbar, ob es sich
um fötale oder neonate Ferkel handelt, weshalb wir ihr
Alter als perinatal bezeichnen. Sie kommen hauptsächlich in Grab 3 und 9 vor, wo sich auch die Klinenfrag-
mente fanden. Im Südfriedhof liessen sich auch in den
Schlämmrückständen keine Überreste von perinatalen
Schweinen fassen. Dies könnte ebenfalls auf eine mediterran geprägte Sitte hindeuten.
Skelettteilspektrum
Unter den verbrannten wie unverbrannten Fragmenten (Abb. 17) sowie den perinatalen wie älteren Individuen sind alle Skelettteile des Hausschweins vertreten.
Die perinatalen Tiere dürften vollständig auf den Be41
stattungsplatz gelangt sein. Bei den wenigen Elementen älterer Tiere fällt eine deutliche Übervertretung
der Vorderextremitäten auf. Man hat folglich von den
älteren Schweinen sowohl ganze Tiere als auch Fleischteile, vorzugsweise Vorderschinken, zur Bestattung
mitgebracht.
Unter den Hühnerknochen sind Schädel, Brustbein und
Becken nicht vertreten. Dies kann damit erklärt werden, dass die Plattenknochen durch das Feuer weitgehend zerstört werden. Es könnten also durchaus ganze
Hühner auf den Scheiterhaufen gelegt worden sein. Es
fanden sich auch zahlreiche Fragmente von Hühnereierschalen. Sie kommen vereinzelt in Grab 5, 7 und 8 sowie konzentriert in Grab 9 vor. Nur drei Fragmente
sind gräulich gefärbt, was eindeutig auf eine Feuereinwirkung zurückzuführen ist. Die übrigen Fragmente
weisen eine weisse bis beige Färbung auf (Abb. 18). Es
stellte sich nun die Frage, ob es sich dabei um kalzinierte oder unverbrannte Fragmente handelt 106, also ob
man die Eier mit auf den Scheiterhaufen legte oder ob
es sich um Überreste der Kultmahlzeiten handelt. Zur
Lösung dieser Frage wurden durch Christine Pümpin,
Geoarchäologie IPNA, Verbrennungsversuche mit rezenten braunen und weissen Eierschalen durchgeführt.
Nach einem vierstündigen Brand bei 350 ° zeigten sich
verschiedene gef leckte Färbungen von beige über grau
zu schwarz. Bei 700 ° waren alle Eierschalen weiss und
hatten eine poröse, brüchige Struktur, aufgrund derer sie eine Bodenlagerung und eine Bergung wohl
kaum überstehen würden. Bei den erhalten gebliebenen
weiss bis beige gefärbten Fragmenten der Ausgrabung
«Vision Mitte» dürfte es sich folglich um unverbrannte
Eierschalen handeln, was aber nicht heisst, dass keine
Eier auf den Scheiterhaufen gelegt wurden.
opfern108. Zur Bestattung wurden noch weitere Tiere
bzw. ihr Fleisch sowie Eier mitgebracht. Eier spielten als
Totenmahl, das den Toten die Lebenskraft sichern sollte, bei vielen Völkern eine Rolle, so auch bei Griechen
und Römern109. Die archäozoologischen Resultate zu
den Gräbern von Windisch-«Vision Mitte» zeigen also
insgesamt den hohen sozialen Status der hier Bestatteten sowie ihren engen Bezug zum italischen Kernland
auf.
Folgerungen zu den Tierknochenfunden
Die Pf lanzenfunde (Örni Akeret)
Die tierischen Speisereste der zehn untersuchten Gräber sprechen, wie auch die übrigen Beigaben, für Bestattungen von Angehörigen einer reichen Oberschicht.
Dies zeigt sich durch den Nachweis von Ferkeln, Hühnern, wenigen Schafen/Ziegen, aber auch Singvögeln
und Eiern. Daneben fanden sich auch wenige Überreste
von einheimischen Fischarten. Von allen diesen Tierarten kommen sowohl verbrannte wie unverbrannte
Überreste vor, die in einem direkten Zusammenhang
mit dem Bestattungsritual stehen. Wie kann man sich
diese vorstellen? Schriftliche Quellen berichten, dass
es vor der Verbrennung des Leichnams üblich war, ein
Schwein zu opfern (sog. silicernium). Die Eingeweide
wurden Ceres geweiht, der Göttin der Fruchtbarkeit,
aber auch des Todes; einen Teil des Fleisches legte man
auf den Scheiterhaufen, der Rest wurde vor Ort von
der familia funesta verspeist 107. In Vindonissa deuten nun
die perinatalen Schweineknochen auf Opfer von trächtigen Tieren hin, was durchaus plausibel ist, denn auch
zu anderen Anlässen wie den feriae Sementivae oder den
Fordicidia war es üblich, der Ceres eine trächtige Sau zu
Die Beigabe von pf lanzlichen Nahrungsmitteln bei
Brandbestattungen war in den römischen Provinzen
und wohl auch in Italien eine verbreitete Sitte. Gräber wurden somit schon vielfach als Quelle für archäobotanische Untersuchungen genutzt; zum Thema exis-
42
Abb. 18: Windisch-«Vision Mitte». Eierschalenfragmente aus Grab 9.
Im Gegensatz zur artlichen Bestimmung (z.B. C.A. Keepax,
Avian Egg-shell from Archaeological Sites. Journal Arch. Science 8, 1981, 315–335) waren Untersuchungen zum Erhaltungszustand von Eierschalen bislang nicht von Forschungsinteresse.
107 H. Harich-Schwarzbauer, Tod und Bestattung in der römischen Literatur. Thesaurus cultus et rituum antiquorum (ThesCRA) 6, Fondation pour le Lexicon iconographicum mythologiae classicae (LIMC) (Los Angeles 2011) 172–182, bes.179.
108 Der Neue Pauly, BrillOnline, http://referenceworks.brillonline.com/entries/der-neue-pauly/ceres-e230420?s.
num=0&s.f.s2_parent=s.f.book.der-neue-pauly&s.q=ceres
(Zugriff am 15.3.2013).
109 H. Bächtold-Stäubli/E. Hoffmann Krayer, Handbuch des
deutschen Aberglaubens, Digitale Version 1986, Bd. 2, 615f.
106
2
Brandschüttung mit Urne
1
Brandschüttung
Grabnummer
Struktur
V.008.4
32/33
22.142
22.143
1975 1977 1979
42
6
5
6.80 4.50 6.30
Grabung
Feld
Neg.-Pos.
Position
FK
Probennummer (VLB)
Volumen wassergesättigt (Liter)
10.61
1808
16
6.50
4
Brandschüttung mit Urne
3
Brandschüttung
V.008.4
V.008.2
10
144/154
10.64
154.55
67.15
144.62
10.67 10.67 10.67 10.67 10.67
67.12
1991 1992 1993 1994 1995 3851 3856 2737
26
27
32
8
33
28
19
11
0.50 0.15 0.15 0.04 0.35 6.80 7.40 2.00
V.008.2
67
67.15
67.13
2760
4
5.30
67.15
67.13
2738
9
7.80
67.15
67.13
2758
17
5.20
67.15
67.13
2759
18
4.60
5
Brandschüttung mit Urne
67.14
67.13
4003
31
0.20
67.14
67.13
4004
29
0.40
67.14 46.4
67.13 46.5
4005 3607
2
30
0.39 8.30
7
Brandschutt
6
Brandschüttung mit Urne
8
Brandschüt- Verfüllung
tung mit
eines
Knochennest Grabes
V.008.2
V.007.3
V.007.3
V.007.3
46
48/49
44
702
49.19
44.44
46.4 46.4 46.13 46.13 46.13 46.13 46.13 46.13
702.26
702.27 702.37
49.20
44.46
46.5 46.5 46.14 46.14 46.14 46.14 46.14 46.14
3608 3640 4006 4007 4008 4009 4010 4011 1474 2713 2714 2715 2716 2717 2332 2589 2641 2656 2654
14
39
48
38
25
23
24
40
41
51
47
20
3
43
37
36
35
34
1
4.00 3.70 0.80 0.32 0.02 0.32 0.28 0.35 1.00 0.35 0.35 0.60 0.35 0.50 k. A. k. A. 10.60 2.40 3.00
Brandgrubengrab
1049
44
0.50
1049
45
5.00
52.76
52.19
1049 1057
46
50
7.50 5.00
1058
49
7.00
9
Entspricht
wohl
52.19
V.007.3
52
52.76
52.21
1491 1489
15
22
26.80 5.60
Amphorenring
Unterlage
des Grabes
Grabgartenhag
52.76
52.20
1490 1551
21
13
k. A. 0.50
52.76
52.23
1493 1550
10
7
10.60 8.20
52.62
52.68
1476
12
6.10
Wissenschaftlicher Name
Deutscher Name
Resttyp
Erhaltung
Kulturpflanzen: Getreide
Cerealia
Hordeum distichon/vulgare
Hordeum distichon/vulgare (bespelzt)
Panicum miliaceum
Secale cereale
Triticum dicoccon
Triticum dicoccon/spelta
Triticum monococcum
Getreide
Gerste
Spelzgerste
Rispenhirse
Roggen
Emmer
Emmer/Dinkel
Einkorn
Korn
Korn
Korn
Korn
Korn
Ährchengabel
Korn
Korn
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
24
18
5
11
1
4
2
3
4
4
1
.
.
.
.
.
1
5
.
.
.
.
.
.
5
6
.
.
.
.
.
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
1
.
1
.
.
.
.
.
.
2
.
2
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
1
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
1
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
1
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
3
.
.
1
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Kulturpflanzen: Hülsenfrüchte
Lens culinaris
Vicia faba
Linse
Ackerbohne
Same
Same
verkohlt
verkohlt
22
674
.
31
.
1
.
10
12
199
.
10
2
1
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
2
.
1
.
.
.
3
.
3
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
5
.
.
.
.
.
.
.
5
3
162
.
17
.
3
1
44
.
78
.
2
.
.
.
1
3
95
.
.
.
.
Kulturpflanzen: Obst/Nüsse
Ficus carica
Ficus carica
Juglans regia
Malus domestica
Punica granatum
Feige
Feige
Walnuss
Kultur-Apfelbaum
Granatapfel
Frucht
Fruchtfleisch
Frucht
Same
Same
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
9
9
1
1
9
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
9
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
9
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Frucht
Frucht
Frucht
Same
Frucht
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
7
9
8
1
1
.
8
.
.
1
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
1
.
.
.
6
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Gehölze: Bäume/Sträucher (Wildobst/Nüsse)
Corylus avellana
Hasel
Fragaria sp.
Erdbeere
Prunus spinosa
Schlehe
Prunus spinosa
Schlehe
Rosa sp.
Rose
Total
Gehölze: Bäume/Sträucher
Quercus sp.
Eiche
Knospe
verkohlt
1
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Grünland
Plantago lanceolata
Prunella sp.
Rumex acetosella s.l.
Spitz-Wegerich
Brunelle
Kleiner Sauerampfer
Same
Frucht
Frucht
verkohlt
verkohlt
verkohlt
9
8
46
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
8
.
9
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
20
.
.
24
.
.
2
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Unkräuter
Agrostemma githago
Chenopodium album
Chenopodium polyspermum
Convolvulus arvensis
Erodium cicutarium
Fallopia convolvulus
Fallopia convolvulus
Galium aparine
Polygonum aviculare aggr.
Polygonum lapathifolium s.l.
Polygonum persicaria
Setaria verticillata/viridis
Sherardia arvensis
Vicia hirsuta/tetrasperma
Kornrade
Weisser Gänsefuss
Vielsamiger Gänsefuss
Acker-Winde
Gemeiner Reiherschnabel
Windenknöterich
Windenknöterich
Kletten-Labkraut
Vogel-Knöterich
Ampferblättriger Knöterich
Pfirsichblättriger Knöterich
Quirlige/grüne Borstenhirse
Ackerröte
Rauhhaarige/viersamige Wicke
Same
Same
Same
Same
Same
Frucht
Frucht
Frucht
Frucht
Frucht
Frucht
Frucht
Frucht
Same
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
mineralisiert
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
2
4
1
1
1
1
3
4
1065
6
11
3
1
1
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
9
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
7
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
7
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
121
.
5
3
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
177
.
.
.
.
.
.
.
.
1
1
.
.
2
549
1
2
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
59
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
95
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
5
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
1
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
11
.
.
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
8
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
3
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
ohne Zuordnung
Ajuga sp.
Asteraceae
Asteraceae
Avena sp.
Bromus sp.
Carex sp.
Centaurea sp.
Cichorium sp.
Cyperaceae
Indeterminata
Panicoideae
Poa sp.
Poaceae
Poaceae
Prunus sp.
Rumex sp.
Setaria sp.
Stachys sp.
Trifoliae
Viciae (gross)
Viciae (klein)
Viola sp.
Günsel
Körbchenblütler
Körbchenblütler
Hafer
Trespe
Segge
Flockenblume
Endivie/Wegwarte/Zichorie
Sauergräser
Unbestimmte
Hirseartige Süssgräser
Rispengras
Süssgräser
Süssgräser
Steinobst
Ampfer
Borstenhirse
Ziest
Kleeartige Schmetterlingsblütler
Wickenartige Schm.-blütler (gr.)
Wickenartige Schm.-blütler (kl.)
Veilchen
Frucht
Frucht
Frucht
Korn
Frucht
Frucht
Frucht
Frucht
Frucht
Knospe
Frucht
Frucht
Frucht
Nodium
Frucht
Frucht
Frucht
Frucht
Same
Same
Same
Same
verkohlt
mineralisiert
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
mineralisiert
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
verkohlt
9
2
4
1
4
2
1
1
8
14
1
4
17
1
1
11
1
1
7
3029
2
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
28
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
5
.
.
.
.
.
.
.
.
.
461
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
17
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
8
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
1
1
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
1
.
.
.
2
.
4
.
.
.
.
.
.
.
3
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
1
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
5
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
2
.
.
1
.
.
.
.
8
.
.
2
.
.
.
23
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
2
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
59
.
.
4
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
789
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
8
.
.
.
303
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
66
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
1
.
.
.
181
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
4
.
.
.
.
.
.
.
.
.
459
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
8
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
8
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
599
2
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
1
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
5109
81
11.9
11
2.4
25
4.0
682
104.9
29
58.0
3
20.0
0
0.0
0
0.0
9
25.7
2
0.3
0
0.0
5
2.5
9
1.2
13
2.5
12
2.6
8
1.5
6
30.0
6
15.0
7
17.9
19
2.3
0
0.0
1
0.3
5
6.3
2
6.3
0
0.0
0
0.0
0
0.0
0
0.0
11
11.0
0
0.0
2
5.7
9
15.0
2
5.7
9
18.0
136
k.A.
238
k.A.
571
53.9
995
199.0
356
47.5
80
16.0
240
34.3
557
20.8
11
2.0
7
k.A.
1
2.0
719
67.8
2
0.2
4
0.7
Unbestimmte
amorphes Obj.
verkohlt
49
12
19
13
1
.
.
.
.
.
.
.
.
1
1
4
.
.
.
1
.
.
1
1
.
.
.
.
.
1
.
.
.
.
6
20
35
.
.
1
2
.
.
.
.
2
.
.
Total Pflanzenreste
Konzentration (Reste/Liter)
Indeterminata
181
Abb. 19: Tabelle der Pflanzenfunde aus den Gräbern von Windisch-«Vision Mitte» (Abkürzungen: k.A. = keine Angaben).
61
99
64
25.4 33.0 128.0
5
6
.
43
Kulturpflanzen:
Getreide
tieren auch mehrere zusammenfassende Arbeiten110.
Neun der Gräber, welche während der Grabung Windisch-«Vision Mitte» entdeckt wurden, konnten auf
Pf lanzenreste hin untersucht werden.
Kulturpflanzen:
Hülsenfrüchte
Material und Methoden
Die meisten der 51 Proben wurden am IPNA nach
der Methode der Halbf lotation auf bereitet. Acht Proben waren zuvor schon in der Kantonsarchäologie Aargau geschlämmt worden. Das Gesamtvolumen beträgt
mindestens 185 Liter; von drei Proben fehlen allerdings
die Angaben. Das Sediment wurde mittels dreier Siebe
in Fraktionen von 4,0, 1,0 und 0,35 mm aufgetrennt.
Die Proben wurden meist vollständig ausgelesen, einige
der voluminösen Fraktionen wurden aber mittels einer
Riff le-Box in Stichproben aufgetrennt. Das Auslesen
geschah unter einer Stereolupe mit Vergrösserung 6,3bis 40-fach. Die Bestimmungen erfolgten mit Hilfe der
Vergleichssammlung des IPNA. Die Nomenklatur der
Pf lanzenarten folgt dem Synonymie-Index der Schweizer Flora111. Sämtliche Reste, die nicht verkohlt oder
mineralisiert erhalten waren, wurden als moderne Kontamination betrachtet und ausgeschieden.
Resultate und Diskussion
Insgesamt wurden 5109 Pf lanzenreste bestimmt (Abb.
19). Diese sind verkohlt erhalten, mit Ausnahme von
vier mineralisierten Funden. Von Letzteren stammen
drei aus FK 1476, aus dem Umfassungsgräbchen von
Grab 9. Mineralisierte Reste bilden sich an Stellen mit
hoher Calciumphosphatkonzentration, typischerweise
Latrinen oder Tierställen. Möglicherweise war das Sediment an dieser Stelle vor der Anlage der Gräber mit
Fäkalien belastet.
Die durchschnittliche Makrorestkonzentration beträgt
27,6 Reste pro Liter; wobei zwischen den verschiedenen, aber auch innerhalb einzelner Gräber erhebliche Unterschiede beobachtet werden konnten. Als besonders reichhaltig erwiesen sich die Gräber 2, 8 und
9, unterdurchschnittlich waren 1, 4 und 6 und nahezu fundleer waren 3 und 5. Die beiden Fundkomplexe
aus Grab 7 lieferten zusammen 374 Pf lanzenreste; auch
ohne Volumenangaben darf man sie wohl zu den ergiebigeren Proben stellen. Innerhalb der einzelnen Gräber
scheinen die Proben in den meisten Fällen relativ homogen zu sein; auffällige Unterschiede zeigen sich aber
bei den Gräbern 2 und 9. In Grab 2, einer Urnenbestattung, ist die Probe aus der Grabgrube sehr viel reichhaltiger als die fünf Proben aus der Verfüllung der Urne.
In Grab 9 werden relativ hohe Konzentrationen in den
Proben aus dem eigentlichen Grab und dem dazugehörigen Gehhorizont registriert, die Probe aus dem Umfassungsgräbchen ist dagegen fundarm.
Von der Summe der Pf lanzenfunde konnten 1987 bis
auf ein Niveau bestimmt werden, das ihre Zuordnung
zu einer Nutzung oder ökologischen Gruppe erlaubt
44
Unkräuter
Grünland
Kulturpflanzen:
Obst/Nüsse
Gehölze:
Bäume/Sträucher
Gehölze:
Bäume/Sträucher (Wildobst/Nüsse)
Abb. 20: Pflanzenspektrum aus den Gräbern von Windisch-«Vision
Mitte»: Nutzung und Ökologie (n=1987).
(Abb. 20). Von diesen gehören 39,9 % zu den Kulturpf lanzen; und wenn man Wildobst und Wildnüsse einschliesst, sind 41,2 % Nahrungspf lanzen. Den weitaus
grössten Teil der essbaren Pf lanzen machen Samen der
Ackerbohne (Vicia faba) aus (Abb. 21). Die 674 Funde
sind grösstenteils halbiert. Diese Tatsache, und die abgerundete Form der Innenseiten, erlaubt anhand eines
Vergleichs mit experimentellen Daten die Vermutung,
dass die Bohnen wahrscheinlich gekocht waren112. Die
grössten Mengen von Vicia faba wurden in den Gräbern
1, 2 und 9 registriert. Zu den Bohnen sind wohl auch die
3029 Samen zu zählen, welche in der Tabelle Abb. 19
als «grosse wickenartige Schmetterlingsblütler» bezeichnet werden. Diesen Bruchstücken fehlt das charakteristische Nabelende, weshalb sie nicht eindeutig angesprochen werden konnten. Als zweite Hülsenfrucht kommt
die Linse (Lens culinaris) mit 22 verkohlten Samen vor.
110
111
112
L. Bouby/P. Marinval, Fruits and Seeds from Roman Cremations in Limagne (Massif Central) and the Spatial Variability
of Plant Offerings in France. Journal Arch. Science 31, 2004,
77–86 | A. Kreuz, Funktionale und konzeptionelle archäobotanische Daten aus römerzeitlichen Brandbestattungen. Ber.
Komm. für Arch. Landesforsch. Hessen 3, 1994/95, 93–97
| A. Kreuz, Functional and Conceptual Archaeobotanical
Data from Roman Cremations. In: Burial, Society and Context in the Roman World (Oxford 2000) 45–51 | M. PetrucciBavaud/S. Jacomet, Zur Interpretation von Nahrungsbeigaben
in römerzeitlichen Brandgräbern. Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 38, 1997, 567–593 | M. Petrucci-Bavaud/M.
Veszeli, Ein Essen für die Toten. Fleisch, Brot, Früchte und
andere Nahrungsmittel in römischen Brandbestattungen. AS
22, 1999, 31–34 | U. Willerding, Die Pf lanzenreste. In: Das
römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten I. Gräber und Grabanlagen des 1. und 4. Jahrhunderts (Kallmünz/
Opf 1978) 183–192.
D. Aeschimann/C. Heitz, Index synonymique de la Flore de
Suisse et territoires limitrophes2 (ISFS). Documenta Floristicae
Helvetiae 2 (Genève 2005).
S.M. Valamoti/A. Moniaki/A. Karathanou, An Investigation
of Processing and Consumption of Pulses among Prehistoric
Societies: Archaeobotanical, Experimental and Ethnographic
Evidence from Greece. Vegetation History and Archaeobotany
20, 2011, 381–396.
Abb. 21: Windisch-«Vision Mitte». Ackerbohnen (Vicia
kohlte Samen, grösstenteils als Hälften vorliegend.
faba), ver-
Getreidefunde sind vergleichsweise wenig bedeutend
und verteilen sich auf fünf Taxa: Gerste (Hordeum distichon/vulgare), Rispenhirse (Panicum miliaceum), Roggen
(Secale cereale), Emmer (Tritium dicoccon) und Einkorn
(T. monococcum). Obst und Nüsse spielen zahlenmässig
auch eine kleinere Rolle, sind aber mit einer beachtlichen Diversität vertreten, nämlich mit je vier domestizierten und wilden Arten.
Besondere Erwähnung verdient der Fund von neun
Granatapfelsamen (Punica granatum) aus Grab 7, denn
diese Art wurde bisher nur äusserst selten gefunden.
Der erste Fund nördlich der Alpen überhaupt stammt
ebenfalls aus Vindonissa, aus der Grabung WindischBreite113, aus einer ähnlich frühen Zeit wie die hier behandelten Gräber. In Gräbern der Provinzen nördlich
der Alpen wurden diese Früchte bisher noch nicht gefunden, trotzdem scheinen sie eine symbolische Bedeutung gehabt zu haben, wie neun Terrakotta-Granatäpfel
aus Gräbern von Nida nahelegen (s. unten)114. Aus Italien kennt man Funde verkohlter Samen von Punica granatum von mehreren Friedhöfen115. Granatapfelbäume
gedeihen in unserem Klima nicht, es handelt sich also
eindeutig um Früchte, die aus dem Mittelmeergebiet
importiert wurden. Möglicherweise wurden auch Feigen (Ficus carica), von welchen Kernchen und Fruchtf leischstücke in fünf Gräbern gefunden wurden, aus
dem Süden eingeführt. Die Feige wächst allerdings in
klimatisch milden Lagen auch bei uns, somit könnte es
sich auch um ein lokales Produkt handeln.
Wildpf lanzen machen insgesamt 60,1 % aller genauer bestimmbaren Pf lanzenfunde aus. Dies ist ein sehr
hoher Anteil, verglichen mit anderen Untersuchungen von römerzeitlichen Brandgräbern. Ein Blick auf
die Tabelle verrät, dass davon der allergrösste Teil (1065
von 1194 Resten) auf das Konto einer einzigen Art
geht, dem Vogelknöterich (Polygonum aviculare aggr.)
(Abb. 22). Besonders zahlreich waren Reste des Vogelknöterichs in den Gräbern 7 und 8. Diese Pf lanze
ist ein Unkraut, welches meist f lach über den Boden
kriecht und relativ trittresistent ist, oft findet man sie
an Wegrändern oder sogar zwischen Pf lastersteinen.
Sie hat keinen wirtschaftlichen Wert und wurde daher nicht von anderswo mitgebracht; vielmehr widerspiegelt sie die Vegetation in der unmittelbaren Umgebung des Scheiterhaufens. Die Kremation fand also an
einem Platz statt, der stark begangen war, möglicherweise unmittelbar an der Strasse. Obwohl der Verbrennungsplatz nicht gefunden wurde, erlauben die archäobotanischen Resultate die Vermutung, dass er sich in
unmittelbarer Nähe befand. Auch andernorts hat es sich
gezeigt, dass die römischen Gräberfelder nicht so sauber und unkrautfrei waren, wie wir das aus der heutigen Zeit gewohnt sind. So fanden sich im Südfriedhof
zahlreiche Früchtchen der Niederliegenden Fingerhirse
(Digitaria ischaemum)116.
Getreide, Hülsenfrüchte und Obst finden sich als Beigaben bei vielen Untersuchungen römischer Brandgräber; allerdings zeigen sich bei der Zusammensetzung
zeitliche und geografische Unterschiede. Am meisten
fällt im hier vorgestellten Spektrum die Häufigkeit der
Ackerbohne auf, welche so ausgeprägt noch kaum beobachtet wurde. Eine Parallele dazu finden wir aber auf
dem Südfriedhof von Vindonissa, der über einen relativ
langen Zeitraum benutzt wurde. Die Bestattungen datieren zwischen 25/30 und etwa 150 n.Chr.; 217 der
Gräber konnten archäobotanisch bearbeitet werden117.
In den ältesten Gräbern fanden sich vor allem Obst und
Ackerbohnen, später wurden Haselnüsse häufiger, und
in der jüngsten Phase bevorzugte man Getreide und
Walnüsse. Zu Beginn des 1. Jh. scheint die Ackerbohne in Vindonissa als Grabbeigabe besonders beliebt gewesen zu sein. Linsensamen wurden in den neun Gräbern von Windisch-«Vision Mitte» nur in kleiner Zahl
gefunden. In den Gräbern des Südfriedhofs ist sie die
häufigste Hülsenfrucht, wie auch in vielen anderen
archäobotanisch untersuchten Friedhöfen, so beispielsweise in Augst-Rheinstrasse 46 (26 Gräber, 50/60–
150 n.Chr.)118 oder Augst-Sägerei Ruder (70–100/110
n.Chr.)119 oder in Reinach BL-Mausackerweg/Langrüttiweg (zweite Hälfte 1. Jh. n.Chr.)120. Es wäre interessant zu erfahren, ob auch andernorts die AckerS. Jacomet, Granatäpfel aus Vindonissa. AS 25, 2002, 14–19 |
S. Jacomet/D. Kucˇ an/A. Ritter/G. Suter/A. Hagendorn, Punica granatum L. (pomegranates) from Early Roman Contexts
in Vindonissa (Switzerland). Vegetation History and Archaeobotany 11, 2002, 79–92 | Jacomet 2003.
114 I. Huld-Zetsche/Rüger, NIDA – Eine römische Stadt in
Frankfurt am Main, Schriften Limesmuseum Aalen 48
(Stuttgart 1994) | E. Rüger, Die römischen Terrakotten von
Nida-Heddernheim. Schriften des Frankfurter Museums für
Vor- und Frühgeschichte 5 (Frankfurt a.M. 1980).
115 M. Rottoli/E. Castiglioni, Plant Offerings from Roman Cremations in Northern Italy: A Review. Vegetation History and
Archaeobotany 20, 2011, 495–506.
116 Petrucci-Bavaud u.a. 2000 | Hintermann 2000.
117 Petrucci-Bavaud u.a. 2000 | Hintermann 2000.
118 Petrucci-Bavaud 1996.
119 Pfäff li u.a. 2004.
120 A. Schlumbaum/M. Petrucci-Bavaud, Die Pf lanzenreste. In:
Fünf Gräber und eine Villa. Befunde und Funde der Römerzeit in Reinach (BL) (Liestal 2003) 69–77.
113
45
bohne in der ersten Hälfte des 1. Jh. besonders beliebt
war und später von der Linse abgelöst wurde; vorläufig
muss diese Antwort aber offen bleiben.
Die Leichenbrände (Andreas Cueni)
Die Proben aus den zehn Brandgräbern wurden am
IPNA geschlämmt, organische Reste und Tierknochen
ausgesondert und die kalzinierten Menschenknochen in
zwei Fraktionen von 1 mm und 4 mm Maschenweite zur anthropologischen Untersuchung weitergeleitet.
Das Knochenmaterial gelangte in gereinigtem Zustand
zur Untersuchung.
Methodik
Die Untersuchung der vorhandenen Brandknochenreste geschah sowohl anhand konventioneller morphognostischer Methoden121 als auch mittels mikroskopischer Verfahren. Bei Bruchstücken, die makroskopisch
keine zweifelsfreie Zuweisung gestatteten, wurden
zur Absicherung und zum Ausschluss von Tierknochen Dünnschliffe hergestellt und mikroskopisch bei
120-facher Vergrösserung auf charakteristische histologische Merkmale hin untersucht 122. Ergänzend zur
morphologischen Altersschätzung anhand von Schädelnähten123 oder Spongiosastrukturen der Langknochenepiphysen124 wurde in neun Fällen (Gräber 1, 2, 4–10)
die Methode der Zahnzementannulation125 herangezogen. Die durchschnittliche Abweichung vom realen
Alter wurde zu ±3,2 Jahren angenommen.
Die Körperhöhenschätzung erfolgte in erster Linie anhand des Durchmessers des Radiusköpfchens nach den
Tabellen von Rösing 126. Da keine vollständigen Langknochen vorlagen, wurden in den übrigen Fällen die
erforderlichen Längenmasse aus entsprechenden Abschnittsmassen rekonstruiert 127.
Daneben wurde der anatomischen Lokalisierung der
Brandreste besondere Aufmerksamkeit geschenkt, um
so Hinweise auf eine mögliche intentionelle Auswahl
der Fragmente und damit auf das Bestattungsbrauchtum zu erhalten. Die anthropologische Bestimmung
erfolgte wie üblich im Blindverfahren, das heisst ohne
Kenntnis von allfälligen archäologischen Befunden und
Beigaben. Dadurch wurde eine willkürliche Anpassung der anthropologischen Ergebnisse an die archäologischen Gegebenheiten ausgeschlossen.
Befunde und Diskussion
Die Leichenbrände gestatten nur spärliche Aussagen
zur Demografie (Abb. 23). Die Geschlechterverteilung
zeigt mit acht Individuen ein sehr starkes Überwiegen
von Männern. Als weiblich konnte lediglich der Leichenbrand aus Grab 9 bestimmt werden. Die Knochen
des juvenilen Individuums aus Grab 10 liessen keine
46
Abb. 22: Windisch-«Vision Mitte». Vogelknöterich (Polygonum aviculare
aggr.), verkohlte Früchtchen.
Bestimmung zu. Die Zusammensetzung des Ensembles
entspricht nicht dem Ausschnitt einer natürlichen Bevölkerung, sondern belegt eindeutig eine Selektion. Die
Kriterien der Auswahl sind jedoch nicht bekannt.
Die Sterbealter der Männer schwanken zwischen etwa
20 und 50 Jahren und liegen damit im frühadulten bis
mittelmaturen Altersbereich. Ein höheres Alter als 50
Rösing 1977 | D. Ferembach/I.Schwidetzky/M. Stloukal,
Empfehlungen für die Alters- und Geschlechtsdiagnose am
Skelett. Homo 30 (2), 1979, 1–32 | J. Wahl, Leichenbranduntersuchungen. Ein Überblick über die Bearbeitungs- und
Aussagemöglichkeiten von Brandgräbern. Prähist. Zeitschr.
57, 1982, 1–125 | J. Wahl, Menschenknochen. Osteologische Untersuchung der Knochenreste aus dem Gräberfeld. In:
J. Wahl/M. Kokabi Das römische Gräberfeld von Stettfeld I.
Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 29
(Stuttgart 1988) 46–223 | Wahl 2000.
122 B. Heussner/K.-U. Heussner, Aussagemöglichkeiten von mikroskopischen Untersuchungen an Leichenbränden. In: F. Horst/
H. Keiling, Bestattungswesen und Totenkult in ur- und frühgeschichtlicher Zeit (Berlin 1991) 381–386.
123 K. Hajnis/J.T. Novak, Die Verwachsung der Nähte am Schädeldach. Anthropologie 14, 1976, 89–92.
124 J. Szilvássy/H. Kritscher, Estimation of Chronological Age in
Man Based on the Spongy Structure of Long Bones. Anthrop.
Anz. 48, 1990, 289–298.
125 B. Grosskopf, Cementochronologie – eine Methode zur Bestimmung des Individualalters. Bull. Soc. Suisse d‘Anthrop. 2
(2), 1996, 27–31 | B. Grosskopf, Leichenbrand – Biologisches
und kulturhistorisches Quellenmaterial zur Rekonstruktion
vor- und frühgeschichtlicher Populationen und ihrer Funeralpraktiken. Diss. Univ. (Leipzig 2004) | M. Francken, Zahn um
Zahn – Die Zahnzementannulation als Methode zur Altersdiagnose. Beurteilung und Vergleich der TCA mit konventionellen Verfahren zur Bestimmung des Sterbealters, basierend auf den Skelettresten des bandkeramischen Gräberfeldes
von Schwetzingen. Unveröff. Magisterarbeit Geowissenschaftliche Fakultät Univ. (Tübingen 2006).
126 Rösing 1977, 53–80.
127 G. Müller, Zur Bestimmung der Länge beschädigter Extremitätenknochen. Anthrop. Anz. 12, 1935, 70–72 | E. Sonder/R.
Knussmann, Zur Körperhöhenbestimmung männlicher Individuen aus Femur-, Tibia- und Humerusfragmenten. Zeitschr. Morphologie u. Anthrop. 75, 1985, 131–153 | Herrmann
1988.
121
Grab
Brandgewichte
(in g)
Brandstufe Färbung
Brandtemperatur
(nach Wahl 2000)
Individuenzahl
Geschlecht
Alter
(in Jahren)
Körperhöhe
(in cm)
1
330
II–V
gelblich-weiss bis altweiss
200 – ≥800 °C
1
Mann
36–42
175
2
435
II–V
gelblich-weiss bis altweiss
200 – ≥800 °C
1
Mann
19–25
172
3
97,5
II–V
grauschwarz bis milchigweiss
400 – ≥800 °C
1
Mann
20–50
171
4
837
II–V
dunkelbraun bis altweiss
300 – ≥800 °C
1
Mann
25–31
179,5
5
422
II–V
bräunlich-grau bis altweiss
300 – ≥800 °C
1
Mann
32–38
174
6
279
III–V
milchig-hellgrau bis altweiss
550 – ≥800 °C
1
Mann
22–28
179,5
7
655
III–V
blaugrau bis altweiss
550 – ≥800 °C
1
Mann
39–45
176,5
8
656
IV–V
kreideartig matt bis altweiss
700 – ≥800 °C
1
Mann
28–34
174,5
9
241
II–V
grauschwarz bis altweiss
400 – ≥800 °C
1
Frau
35–41
165
10
20
III–V
blaugrau bis altweiss
550 – ≥800° C
1
Indet.
13–19
152
Abb. 23: Windisch-«Vision Mitte». Zusammenfassung der Individualdiagnosen.
Jahre hat keiner der Männer erreicht. Die Frau verstarb
im spätadulten bis frühmaturen Altersbereich. Das jugendliche Individuum erlangte ein Alter von etwa 16
Jahren.
Die linearen Fragmentgrössen der ausnahmslos stark
fragmentierten Leichenbrände erstreckt sich von sehr
klein (≤16 mm) bis sehr gross (≥46 mm). Eine Ausnahme bildet Grab 10, das ausschliesslich aus kleinen oder
sehr kleinen Bruchstücken (≤23 mm) besteht.
Die anthropologisch verwertbaren Leichenbrandgewichte ergeben sich aus der Summe der Teilgewichte
von anatomisch bestimmbaren Schädel-, Rumpf- und
Extremitäten-Bruchstücken. Sie differieren zwischen
20 g und 837 g und sind damit als eher gering einzustufen. Vor allem für die Gräber 3, 6, 9 und 10 kann aufgrund der Materialmenge eine Auswahl der Leichenbrände und damit eine eingeschränkte Repräsentativität
angenommen werden128. Aus den übrigen Brandgräbern liegen Teile sämtlicher Körperpartien vor; die
Leichenbrände können daher als repräsentativ angese-
hen werden. In keinem Grab fanden sich Hinweise auf
Doppel- oder Mehrfachbestattungen. Es handelt sich
in jedem Fall um die verbrannten Überreste eines einzigen Individuums.
Die Färbung und damit die Brandstufen kalzinierter Knochen hängen wesentlich von der Temperatur
ab, die im Verlauf des Verbrennungsprozesses auf dem
Scheiterhaufen erzielt wird. Sämtliche Brandreste belegen mit Brandstufen zwischen II und V eine deutlich
inhomogene Verbrennung. Diese Stufen entsprechen
Verbrennungstemperaturen zwischen etwa 350 °C und
900 °C. Die am stärksten verbrannten Stücke zeigen
häufig leichtere Craquelémuster oder beginnende elliptische Hitzerisse. Beide Erscheinungen weisen auf eine
Brandtemperatur der Stufe V und damit eine Temperatur von mehr als 800 °C hin.
Durch die Hitzeeinwirkung erfolgen Schrumpfungen
128
Möglicherweise ist dieser Umstand jedoch auch dadurch zu erklären, dass die Gräber 3, 6 und 10 teilweise erheblich durch
jüngere Strukturen gestört waren.
47
und Deformationen der Knochen. Sie sind abhängig
von den erreichten Temperaturen und dem Mineralgehalt der einzelnen Knochen. Die dabei auftretenden
Hitzerisse und craqueléartigen Muster entstehen nur an
nicht mazerierten oder länger gelagerten Knochen. Für
die Brandbestattungen der Grabung Windisch-«Vision
Mitte» ist damit primärer Leichenbrand belegt. Alle Leichenbrände zeigen im Wesentlichen die gleichen Verbrennungseigenschaften und verweisen damit auf einen
weitgehend einheitlich geübten Kremationsbrauch.
Die Körperhöhenschätzung geschah unter Berücksichtigung einer mittleren Schrumpfung von 12 %. Alle untersuchten Männer erwiesen sich als sehr gross gewachsen und von auffallend robuster Konstitution. Zwei der
Individuen besassen sogar Körperhöhen von annähernd
179 cm. Die Bestatteten zeigen an Arm- und Beinknochen deutliche Muskelmarken, die auf andauernde körperliche Betätigung hinweisen. Auch die Körperhöhe
der Frau aus Grab 9 kann als überdurchschnittlich bezeichnet werden; für das noch nicht ausgewachsene Individuum aus Grab 10 sind keine Aussagen möglich.
Die festgestellten Körperhöhen weichen deutlich von
den Bestattungen aus dem Südfriedhof von Vindonissa
ab (Mann ca. 163 cm; Frau ca. 159 cm)129 und legen die
Annahme nahe, dass die Bestatteten unterschiedlichen
Bevölkerungsgruppen angehörten. Die durchschnittliche Körperhöhe der Männer von mehr als 170 cm liegt
sogar deutlich über dem römischen Militärmass von
5 Fuss 7 Zoll, was etwa 165 cm entspricht, sie könnte
aber durchaus mit der Körperhöhe von 5 Fuss 10 Zoll
übereinstimmen, die für die Angehörigen der ersten
Kohorte verlangt worden sein soll 130. Es könnte sich daher um speziell ausgesuchte Angehörige des römischen
Heeres gehandelt haben.
Erwartungsgemäss konnten an den Knochen nur wenige krankhafte Veränderungen festgestellt werden.
Der 36- bis 42-jährige Mann aus Grab 1 wies am distalen Gelenk des ersten Mittelhandknochens der rechten Hand Anzeichen einer Arthrose auf, die als mögliche Belastungsspuren oder als Folgen eines Traumas zu
werten sind.
Die Frau aus Grab 9 besass an den ventralen Rändern
von mindestens zwei Wirbelkörpern Randwülste oder
Osteophyten, die als Folge einer Spondylose, einer degenerativen Veränderung der Wirbelsäule zu bewerten sind. Sie haben der Frau keine nennenswerten Beschwerden verursacht. Stärkere Schmerzen hat ihr ein
Backenzahn bereitet, der einen grösseren kariösen Defekt aufwies. Pathologica, die eine unmittelbare Todesursache belegen könnten, waren nicht vorhanden.
langen nicht in die Gräber. Ihr Vorkommen in den Gräbern deutet auf eine nachträgliche Fragmentierung der
verbrannten Reste hin. Eine Zertrümmerung ist bei
Urnenbestattungen in der Regel notwendig, um die
Knochen in die Urne einbringen zu können. Scharfe
Bruchkanten belegen, dass die Fragmentierung nicht
im Feuer, sondern nachträglich erfolgt sein muss. Auch
vorzeitiges Löschen des Scheiterhaufens könnte ein
scharf kantiges Zerbrechen der verbrannten Knochen
bewirkt haben.
Alle beurteilbaren Leichenbrände weisen einen hohen
Verbrennungsgrad des Schädels und des Axenskeletts
mit Wirbelsäulen oder Rippen auf, während die lateralen Partien eine schlechtere Verbrennung zeigen.
Der Ort der grössten Hitzeentwicklung scheint daher
im Zentrum des Scheiterhaufens gelegen zu haben und
die Temperatur zu den Seiten hin geringer gewesen zu
sein. Möglicherweise bemass man das Brennholz für die
Brandprozesse eher sparsam, wobei jedoch der Leichnam in zentraler Lage auf den Scheiterhaufen gebettet
wurde. Ebenfalls erweist sich die rechte Seite des Schädels als weniger stark kalziniert als die linke. Dies kann
durch eine Neigung des Kopfes zur rechten Gesichtsseite hin verursacht worden sein. Durch die schwächere Sauerstoffzufuhr entwickelte sich auf dieser Seite
eine geringere Hitze. Ob dies durch eine beabsichtigte
Bettung der Toten oder durch spontane Verlagerungen
der Leichen im Feuer geschah, lässt sich nicht entscheiden.
Unvollständigkeit und mangelnde Repräsentativität
einiger Leichenbrände lassen mit einer Ausnahme
keine beabsichtigte Selektion nach anatomischen Gesichtspunkten feststellen. Eine Besonderheit bildet Grab
6, bei dem die unteren Extremitäten nahezu vollständig fehlen. Für die spärlichen Reste des subadulten Individuums aus Grab 10 kann möglicherweise eine Auslese angenommen werden, jedoch müsste auch an eine
weniger sorgfältige Beisetzung gedacht werden, die
mit einem niedrigeren sozialen Status des jugendlichen
Verstorbenen zusammenhängen könnte.
Sämtliche Leichenbrände zeigen im Inneren der grossen
Langknochen hellgrau bis schwarz verfärbte Bereiche.
Diese primären Kohlenstoffverfärbungen sind Kohlenstoffreste, die aufgrund ungenügender Verbrennungsdauer nicht ausgetreten sind. Sie belegen eine ausreichend hohe Verbrennungstemperatur, jedoch eine zu
kurze Dauer der Feuereinwirkung 131. Möglicherweise
ist der Einäscherungsprozess durch Löschen mit Wasser
oder Wein oder durch Auseinanderreissen der Scheiterhaufenreste vorzeitig abgebrochen worden.
Um eine mögliche Einschichtung in anatomischer Ab-
Kremations- und Bestattungsbräuche
Für die Beisetzung wurden nach dem Auskühlen des
Scheiterhaufens die Knochenreste herausgelesen und in
Urnen oder Gruben verbracht. Auffällig ist die grosse
Anzahl an kleinen Knochenfragmenten und -splittern.
Normalerweise verbleiben nach der Kremation kleinere Bruchstücke unter den Holzkohleresten und ge48
B. Kaufmann, Anthropologische Untersuchungen. In: Hintermann 2000, 141–150.
130 Vegetius I, 5.
131 Herrmann 1988 | B. Herrmann/G. Grupe/S. Hummel/
H. Piepenbrink/H. Schutkowski, Prähistorische Anthropologie. Leitfaden der Feld- und Labormethoden (Berlin, Heidelberg, New York 1990) 261–265.
129
folge rekonstruieren zu können, erfolgte die Entnahme
der Urneninhalte in Abstichen von etwa 3–6 cm. Dabei
ergab sich für sämtliche Urnengräber ein einheitliches
Muster. Auf den Boden der Urne legte man grössere
Bruchstücke von Langknochen, meist Röhrenknochen
der unteren Extremität, sowie Fragmente des Beckengürtels (Darmbein, Sitzbein und Kreuzbein). Darüber
wurden mit Lenden- und Brustwirbeln sowie Rippenfragmenten Reste des Rumpfs gebettet, dazu kamen
kalzinierte Knochen der Handwurzeln und der Finger.
Zuoberst fanden sich Teile der oberen Extremitäten und
des Schultergürtels sowie vereinzelte Schädelfragmente.
Offensichtlich begann das Einsammeln der Brandreste
am Fussende des Scheiterhaufens und wurde mit den
Schädelresten beendet. Bemerkenswert ist, dass man
sich weitgehend auf das Einbringen von postkranialen Skelettelementen in die Urne beschränkte. Das auffallende Fehlen von Schädelbruchstücken mag mit der
starken natürlichen Fragmentierung dieser Knochen im
Feuer zusammenhängen, die als Folge der thermischen
Ausdehnung des Schädelinhalts eintritt.
Synthese und Schlussfolgerungen
( Jakob Baerlocher)
Die sehr gut dokumentierten Brandbestattungen der
Ausgrabung Windisch-«Vision Mitte», auf der auch naturwissenschaftliche Methoden zur Anwendung kamen,
ermöglichten nach der Untersuchung des Südfriedhofs
zum zweiten Mal eine interdisziplinäre Auswertung zu
Gräbern aus Vindonissa132. In der Synthese sollen aufgrund der Einzelergebnisse folgende Fragestellungen
beantwortet werden:
– Was lässt sich im Hinblick auf die Bestattungs- und
Beigabensitten aussagen?
– Sind die Totenrituale als römisch133 oder einheimisch
zu interpretieren?
– Was kann über die Identität und Herkunft der hier
Bestatteten gesagt werden?
Bei den vorliegenden Bestattungen handelt es sich um
Brandbestattungen. Die Toten wurden auf ustrinae verbrannt und der Leichenbrand anschliessend nicht weit
davon entfernt bestattet. Im 1. Jh. v. und im 1. Jh. n.Chr.
war die Brandbestattung sowohl in Italien134 als auch
in den Gebieten nördlich der Alpen135 die Regel. Die
Verbrennungsplätze der Gräber aus der Grabung Windisch-«Vision Mitte» konnten nicht nachgewiesen werden, der Nachweis von verbranntem Vogelknöterich in
allen Gräbern legt jedoch nahe, dass die Kremation in
unmittelbarer Nähe der Strasse erfolgte (s. oben).
Der Zustand der Leichenbrände deutet auf eine professionelle Durchführung der Kremation und auf eine gezielte Auslese der Knochen hin: Dies fing bei der Grösse
der Scheiterhaufen an, die eine ausreichende Kremierung ermöglichten, ging über das Ablöschen oder Aus-
einanderziehen derselben bis hin zur Auslese und einheitlichen Deponierung der einzelnen Leichenbrände
in den Urnen (s. oben). Dass dies keine Selbstverständlichkeit war und Fachwissen voraussetzte, zeigen einerseits experimentalarchäologische Versuche136, andererseits weisen auch die antiken Schriftquellen darauf hin,
dass es bei Brandbestattungen durchaus zu Komplikationen kommen konnte137.
Die Bestattungsform – Brandschüttung mit Urne –
kommt sowohl in keltischen als auch in römischen Kontexten vor. Die Bestattung des Leichenbrandes in nur
einem Gefäss scheint jedoch eine ursprünglich römische Sitte zu sein138. Die Brandschüttung mit Knochennest ist ebenfalls zum Bestattungstyp «Brandschüttung
mit Urne» zu rechnen, nur ist in diesem Fall von einem organischen Leichenbrandbehälter auszugehen139.
Vergleiche mit anderen Nekropolen an Legionsstandorten in den Nordwestprovinzen, in denen sich in der
Frühzeit Personengruppen aus Italien oder aus bereits stark romanisierten Provinzen auf hielten140, zeigen, dass diese beiden Formen der Bestattung in römischer Tradition stehen. Weit weniger eindeutig ist
die Einordnung des dritten Bestattungstyps, jener der
Brandgrubenbestattung. So gilt diese als «keltische»
resp. «nichtrömische» Bestattungsform141. In Nave in
Norditalien sind v.a. die ältesten Gräber in dieser Art
angelegt 142. Dies mag ein Hinweis auf den keltischen
Ursprung dieser Bestattungsart sein, war doch Norditalien seit Längerem von einer keltischen Bevölkerung
Abgesehen von den Gräbern des Südfriedhofs (WindischDägerli, vgl. Hintermann 2000), konnte dies bis jetzt bei keiner Nekropole von Vindonissa gemacht werden.
133 Als Kriterien für römische Bestattungs- und Beigabensitten
werden in der Forschung Grabsteine und Grabbauten sowie
bestimmte Beigaben wie Balsamarien, Lampen und Münzen
angesehen. Kulthandlungen am Grab, wie sie für römische Totenrituale typisch sind, sind mangels archäologischen Befundes bisher meist nur schwer nachweisbar. Gerade hier würde
sich jedoch zeigen, ob eine Bestattung gemäss römischen resp.
mediterranen Ritualen durchgeführt wurde (Fasold/Witteyer
1998, 181). Grundsätzlich ist anzumerken, dass es die römische Bestattung nicht gab. So können sich die Bestattungs- und
Beigabensitten in den Gräbern Italiens von Nekropole zu Nekropole unterscheiden. Ist im Folgenden von einer römischen
Bestattung die Rede, so sind sich die Autoren dieser Problematik bewusst und benutzen den Begriff in erster Linie zur Unterscheidung von indigenen Bestattungs- und Beigabensitten.
134 Schrumpf 2006, 71.
135 Witteyer 2000, 326.
136 M. Becker u.a., Nach dem grossen Brand. Verbrennung auf
dem Scheiterhaufen – ein interdisziplinärer Ansatz. Ber. RGK
86, 2005, 63–195.
137 D. Noy, Half-burnt on an Emergency Pyre. Roman Cremations which went wrong. Greece and Rome 47/2, 2000,
186–196.
138 Kaiser 2001, 282 stellt ein vermehrtes Auf kommen dieser Bestattungsform im 1. Jh. n.Chr. am Niederrhein fest.
139 Hintermann 2000, 47.
140 Beispiele aus Italien: Zu Rom vgl. von Hesberg 1998, 13; zu
Nave vgl. Passi Pitcher 1987, 19. Beispiele aus den Nordwestprovinzen: Zu Haltern vgl. Berke 2011, 286; zu Nidau vgl.
Fasold 2004, 23.
141 Hintermann 2000, 140 | Rasbach 1997, 123.
142 Passi Pitcher 1987, 18.
132
49
bewohnt, was sich auch anhand der Beigabenausstattung der Gräber nachvollziehen lässt 143. In Haltern ist
diese Bestattungsform ebenfalls bei ansonsten römisch
geprägten Gräbern nachzuweisen144. Denkbar ist, dass
Personengruppen aus Norditalien in Vindonissa an dieser
«nichtrömischen» Bestattungsform festhielten145. Dass
Norditalien zu dieser Zeit eines der bevorzugten Rekrutierungsgebiete für die Legionen war, ist hinlänglich
bekannt146. Auffällig ist die Tatsache, dass sich die Leichenbrandgewichte aus den Brandgrubengräbern nicht
sonderlich von jenen der Brandschüttungen mit Urnen
unter scheiden147, dies im Gegensatz zu den Befunden
aus dem Südfriedhof von Vindonissa148. Anscheinend
achtete man auch bei den Brandgrubengräbern darauf,
möglichst viele der kalzinierten Knochen aufzusammeln und zu bestatten.
Ein weiteres Merkmal für die Einordnung der Bestattungssitten ist die Lage und architektonische Ausgestaltung der Gräber. Während sich von Letzterer nichts
erhalten hat oder diese nie existierte, entspricht die Anlage der Gräber entlang einer Strasse mediterraner Tradition149. Solche Gräberstrassen sind in den Nordwestprovinzen in der Regel auf urbane Zentren resp. auf
Legionsstandorte beschränkt 150. In den ländlichen Gebieten fehlen Gräberstrassen hingegen151.
Gerade das Beispiel Vindonissa zeigt, dass an demselben
Ort verschiedene Formen von Nekropolen existierten. Während an der Alten Zürcherstrasse und teilweise
auch an der Aarauerstrasse sowohl die Organisation der
Gräber im Sinne einer Gräberstrasse als auch Grabmonumente und Grabsteine festgestellt werden konnten152,
konnten im Südfriedhof von Vindonissa weder eine
Strasse noch eine auf eine solche Bezug nehmende Organisation der einzelnen Gräber noch Grabsteine – und
bis auf eine Ausnahme – auch keine Grabmonumente beobachtet werden153. Neben chronologischen Ursachen ist dieser Umstand wohl v.a. dadurch zu erklären,
dass sich in den verschiedenen Nekropolen Belegungen
durch Personen aus unterschiedlichen sozialen Gruppen
oder unterschiedlichen Ethnien widerspiegeln154.
Im Zusammenhang mit den mediterranen Bestattungssitten sind auch die verbrannten Reste von beinverzierten Klinen zu sehen. Die Auf bahrung und anschliessende Kremierung der Toten auf diesen Betten
orientiert sich an der Bestattungspraxis der Stadtrömischen Nobilität 155. Diese Klinen waren Teil einer öffentlichkeitswirksamen Inszenierung der Totenrituale.
Da sich Gräber mit Resten von beinernen Klinen nördlich der Alpen praktisch ausschliesslich an militärischen
Standorten finden156 und dort wiederum nur in Gräbern entlang von Gräberstrassen157, macht dies eine
Herkunft der hier bestatteten Personen aus einem militärischen Umfeld, die mit dieser Form der Totenrituale
vertraut waren, wahrscheinlich158. Dabei liegt nahe,
dass diese Personen aus Italien selbst oder zumindest aus
romanisierten Provinzen stammten.
In Bezug auf die Beigabensitten haben unsere Untersuchungen Folgendes ergeben: Nur in einem Grab liessen
sich die Reste eines verbrannten Krugs sowie zweier
Amphoren feststellen. Beide sprechen für die Beigabe
50
von Flüssigkeiten oder eine Libation im Zuge der Kremierung 159. In allen hier vorliegenden Gräbern fanden
sich hingegen regelhaft Reste von geschmolzenen Balsamarien. Die Balsamarien als Behältnisse für Parfüme
oder Duftöle sind Überbleibsel der Beigabe resp. der
Opferung von «Wohlgerüchen» am Scheiterhaufen160.
Diese Beigabensitte, die vermutlich auf eine hellenistische Tradition zurückgeht 161, ist in den schriftlichen
Quellen162 gut belegt und spielte im römischen Totenritus eine wichtige Rolle163. Auch die archäologischen
Zeugnisse für diese Form der Primärbeigabe sind zahlreich. Sie kann in Rom ab dem 1. Jh. v.Chr.164 und in
Norditalien ab frühaugusteischer Zeit beobachtet werden165. Bezeichnenderweise finden sich in der 1. Hälfte des 1. Jh. n.Chr. Balsamarien in den Nordwestprovinzen v.a. in Gräbern an militärischen Standorten wie
Haltern166, Mainz167, Kempten168 oder Vindonissa, dort
vorwiegend in den Gräbern an der Alten ZürcherstraFasold/Witteyer 1998, 183 Anm. 20 mit weiterer Lit. S. 188f.
Berke 2000, 29.
145 So ist denn die Beigabenausstattung der Brandgrubengräber
von Windisch-«Vision Mitte» ausgesprochen römisch.
146 Witteyer 2000, 320 | Speidel 1996, 46f.
147 So wiegt der Leichenbrand aus Grab 4, einer Brandschüttung
mit Urne, 1583 g, was dem höchsten Leichenbrandgewicht
der hier vorliegenden Gräber entspricht. Der Leichenbrand aus
Grab 2, ebenfalls einer Brandschüttung mit Urne, wiegt dagegen nur 562 g. Die Leichenbrände aus den Gräbern 7 und
9, beides Brandgrubengräber, wiegen jeweils 751 resp. 766 g.
(vgl. Abb. 23).
148 Hintermann 2000, 184.
149 Meier-Riva 2001, 32 | Witteyer 2000, 320.
150 Witteyer 2000, 324.
151 Witteyer 2000, 320.
152 Hintermann 1998, 60 (zu den Gräbern an der Alten Zürcherstrasse) | T. Eckinger, Die Ausgrabungen der Antiquarischen Gesellschaft von Brugg und Umgebung in Vindonissa
vom Jahr 1899. ASA N.F. 2, 1900, 86–89. Vgl. dazu den Beitrag von R. Fellmann Brogli, R. Frei-Stolba, J. Trumm und
U. Zumbrunn in diesem Jahresbericht (bes. Abb. 5).
153 Meier-Riva 2001, 38 | Hintermann 2000, 62, geht beim Südfriedhof dennoch von der Anwesenheit einer Strasse aus; die
Lage der Gräber lässt zumindest keine Organisation derselben
im Sinne einer Gräberstrasse erkennen, was die Existenz einer
Strasse an dieser Stelle freilich nicht ausschliesst. Dazu auch
Hintermann 1998, 60.
154 So auch Meier-Riva 2001, 38.
155 Heinzelmann 1998, 43.
156 Witteyer 2000, 328f.
157 In Vindonissa stammen alle Reste von beinverzierten Klinen
aus Gräbern an der Alten Zürcherstrasse oder der Aarauerstrasse, also aus Gräbern entlang der Gräberstrassen. Im Südfriedhof
dagegen konnten solche Beinschnitzereien in keinem der insgesamt rund 375 Gräber nachgewiesen werden, vgl. Hintermann 1998, 60.
158 Witteyer 2000, 328f.
159 Witteyer 2000, 336.
160 Schrumpf 2006, 82f.
161 Fasold/Witteyer 1998, 182.
162 Mart. 10, 26 | Ovid. Fast. 3, 561 | Petron 77, 7 | Plinius NH
12, 82f.
163 Fasold/Witteyer 1998, 182.
164 von Hesberg 1998, 17.
165 Fasold/Witteyer 1998, 187.
166 Berke 2011, 87.
167 Witteyer 2000, 329.
168 Mackensen 1978, 161 Tab. 28.
143
144
sse169. In ländlichen Gebieten hingegen findet man diesen Beigabentyp selten170.
Bei den pf lanzlichen Primärbeigaben ist unklar, ob sie
vor, während oder nach dem Anzünden des Scheiterhaufens deponiert wurden171. Die Beigabe von Nahrungsmitteln wird ebenfalls in den Schriftquellen erwähnt 172.
Bei diesen Beigaben stellt sich die Frage, ob sie als Nahrungsmittel für das Jenseits angesehen wurden oder
eher einen symbolischen Gehalt als Opfer für den Verstorbenen oder die Götter besassen173. Gerade bei den
Ackerbohnen ist eine symbolische Konnotation über
die blosse Funktion als Nahrungsmittelbeigabe denkbar. Laut Plinius dem Älteren glaubte man, dass sich
in den Bohnen die Seelen der Verstorbenen befänden,
man diese deshalb als feierliche Totenopfer darbrachte und dass es deshalb einem Flamen-Priester verboten
gewesen ist, diese zu essen174. Dazu passt der Umstand,
dass in den frühen Gräbern des Südfriedhofs von Vindonissa Bohnen und Obst als primäre Nahrungsmittelbeigaben dominieren. Später jedoch ist eine Verschiebung
hin zu Linsen als dominierende Beigabe feststellbar 175.
Dies könnte damit erklärt werden, dass die Sitte, Ackerbohnen als Totenopfer darzubringen, später nicht mehr
bekannt war oder dann Personen mit einem anderen
kulturellen Hintergrund dort bestattet wurden. Wie
die Auswertung der Pf lanzenreste aus dem Militärlager Oberaden zeigte, war Getreide das Hauptnahrungsmittel der dort stationierten Soldaten; Bohnen
konnten hingegen nur in geringen Zahlen nachgewiesen
werden176. Auch dies spricht für den eher symbolischen
Gehalt der Bohnen, denn als blosses Nahrungsmittel für
das Jenseits würde Getreide mehr Sinn machen, zumindest der alltäglichen Ernährung eher entsprechen. Die
Frage nach einer symbolischen Bedeutung stellt sich
auch beim Granatapfel und den Feigen. So deutet gerade die Konnotation des Granatapfels mit Persephone/
Hades in der griechisch/römischen Mythologie auf eine
symbolische Komponente im funerären Kontext hin177.
Grundsätzlich ist der Granatapfel in römischer Zeit eine
ausgesprochene Delikatesse und Luxusgut gewesen178.
Im Gegensatz dazu lassen sich Feigen weitaus häufiger
nachweisen179. So finden sich verkohlte Feigenreste in
Heiligtümern180 oder in Gräbern181, und mineralisierte Reste lassen sich zu Tausenden in Latrinen nachweisen182. Die häufigen Funde von Feigen in Alltagskontexten belegen, dass Feigen ein Grundnahrungsmittel
waren183. Jedoch lassen die vielen Funde von Feigen in
sakralen und funerären Kontexten eine symbolische Bedeutung dieser Früchte als Opfergabe, über ihre Funktion als Nahrungsmittel hinaus als plausibel erscheinen.
Pf lanzliche Beigaben in vergleichbarer Zusammensetzung finden sich auch in weiteren Gräberfeldern in
Norditalien so in Nave184, nördlich der Alpen im Südfriedhof von Vindonissa185 oder in Mainz-Weisenau186.
Die Beigabe von Südimporten im nordalpinen Gebiet
beschränkt sich jedoch auf Bestattungen im städtischen
Umfeld, während sie in ländlichen Regionen scheinbar fehlen187. Ob dies allein mit der besseren verkehrstopografischen Lage von Städten oder mit dem höheren
Romanisierungsgrad der Bewohner zusammenhängt,
muss vorläufig offen bleiben. Die Beigabe von pf lanzlichen Nahrungsmitteln ist nach Aussage der schriftlichen Quellen und aufgrund von Vergleichen aus Italien
durchaus auch als eine römische Beigabensitte anzusprechen.
Auch bei den verbrannten tierischen Beigaben ist teilweise eine symbolische Bedeutung denkbar, vor allem
im Fall der perinatalen Ferkel, die auf das Opfer einer
trächtigen Sau für Ceres schliessen lassen (s. oben). Allgemein ist festzuhalten, dass sämtliche Fleischbeigaben
qualitativ hochwertig sind und in Analogie zu Siedlungsbefunden auf eine sozial besser gestellte Gesellschaftsschicht hinweisen188. Der Vergleich mit anderen
archäozoologisch ausgewerteten Gräbern zeigt, dass
Schwein und Huhn die typische tierische Primärbeigabe bilden189. Die verbrannten Tierknochen können
entweder als Nahrungsmittelbeigaben oder als Opfer
interpretiert werden190. Über die Ursprünge dieser
Sitte ist wenig bekannt. Es wurde eine keltische Herkunft vermutet, doch liegen zu wenige Vergleiche aus
Italien vor, um diese sicher einem bestimmten Kulturkreis zuordnen zu können191.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass man
wegen der geringen Anzahl von Primärbeigaben in
den Gräbern anscheinend keinen grossen Wert darauf
legte, diese Beigaben den Verstorbenen möglichst vollHintermann 2000, 329.
Kaiser 2001, 284.
171 Witteyer 2000, 331.
172 Vergil, Aen. 6, 225f. | Catull 59, 3f., der von Nahrungsmitteldiebstählen von brennenden Scheiterhaufen berichtet. Bei
Plautus findet sich gar die Bezeichnung bustrapi für diese Art
von Dieben, Plautus, Pseud., 3, 4, 8.
173 Zum symbolischen Gehalt von Nahrungsbeigaben vgl. auch
Passi Pitcher 1987, 113 mit einer etwas anderen Deutung.
174 Plinius NH 30, 119. Zur symbolischen Bedeutung der Bohne
vgl. auch P. Garnsey, The Bean. Substance and Symbol. In:
P. Garnsey (Hrsg.), Cities, Peasants and Food in Classical Antiquity. Essays in Social and Economic History (Cambridge
1998) 214–218.
175 Petrucci-Bavaud u.a. 2000, 157f.
176 Kuc
ˇ an 1992, 240; 242.
177 So lag es an den sechs Granatapfelkernen, die Persephone in
der Unterwelt unfreiwillig ass, dass sie einen Drittel des Jahres
dort verbringen musste. Jacomet 2003, 210, zu weiteren Konnotationen des Granatapfels.
178 Jacomet 2003, 207f.; 211.
179 Jacomet 2003, 215.
180 Jacomet 2003, 215.
181 Petrucci-Bavaud 1996, 253–259.
182 Kuc
ˇ an 1992, 243 (zu Oberaden).
183 Jacomet 2003, 215.
184 Passi Pitcher 1987, 107f.
185 Petrucci-Bavaud u.a. 2000, 151–159.
186 Witteyer 2000, 331.
187 Witteyer 2000, 332.
188 Vgl. oben.
189 Witteyer 2000, 332 | Rasbach 1997, 97 (hauptsächlich
Schwein) | Passi Pitcher 1987, 105 ( jedoch ohne Unterscheidung zwischen verbrannten und unverbrannten Tierknochen).
190 D. Noy, Building a Roman Funeral Pyre. Antichthon, Journal
Australian Soc. Classical Stud. 34, 2000, 43f.
191 Faber 2001, 318.
169
170
51
Abb. 24: Windisch-«Vision Mitte». Balsamarium in der Urne aus Grab
5 (Inv.-Nr. V.008.2/4010.1 [Balsamarium] und V.008.2/3637.1,
V.008.2/3609.1–9 [Urne]).
ständig mit ins Grab zu geben192. Es muss folglich von
einem selektiven oder zufälligen Auf lesen der Primärbeigaben ausgegangen werden. Das Hauptaugenmerk
galt anscheinend den ostentativen Handlungen wie der
Auf bahrung, dem Leichenzug sowie der Verbrennung
selbst. Was hinterher mit den Primärbeigaben geschah,
scheint nicht mehr besonders wichtig gewesen zu
sein193. Parallelen bezüglich der primären Beigabenausstattung dieser Gräber finden sich v.a. in den Gräbern
von Haltern194.
Die Sekundärbeigaben bestehen aus wenig Keramik,
Balsamarien und unverbrannten Tierknochen. Eventuell ursprünglich vorhandene pf lanzliche Reste konnten sich nicht erhalten. In je einem Grab fanden sich
Münzen, eine Öllampe sowie eine hühnerförmige Terrakotta-Statuette. Die Kombination von einem Schälchen und einem Krug in Grab 8 lässt sich mit entsprechenden Funden in Gräbern Norditaliens195 und des
Tessin196 vergleichen. Möglich ist eine Deutung als
Geschirrensemble für ein Trankopfer am Grab197, eine
Sitte, deren Ursprünge eindeutig im mediterranen Raum
liegen198. Die unverbrannten Balsamarien sind im Zusammenhang mit dem Übergiessen des Leichenbrandes mit
Duftölen oder Parfüms zu deuten. Besonders eindrücklich ist in diesem Zusammenhang ein Befund in Grab 5,
wo sich im Innern der Urne, abgedeckt durch Amphorenscherben, ein unverbranntes Balsamarium auf dem
Leichenbrand fand (Abb. 24). Dieser Bestandteil des
Totenrituals wird auch in den Schriftquellen199 überliefert und lässt sich zudem in anderen Gräberfeldern
in Rom 200 und Norditalien 201, aber auch in den Nordwestprovinzen, wie z.B. in Kempten 202 oder MainzWeisenau203, nachweisen. Bei lediglich einer Bestattung
fanden sich Münzen als Sekundärbeigaben. Diese kön52
nen als Charonsmünzen, als Totenopfer oder als Parsprototo-Beigabe gedeutet werden 204. Vergleichbare
Befunde sind aus Italien 205 oder aus den Nordwestprovinzen 206 bekannt.
In allen Gräbern fanden sich unverbrannte Tierknochen
sowie Eierschalen (s. oben). Die Tierknochen stammen mehrheitlich von Schweinen und Hühnern, seltener von Schafen/Ziegen. Bemerkenswerterweise unterscheidet sich das Tierartenspektrum nicht wesentlich
von jenem der primären tierischen Beigaben, dies etwa im Gegensatz zum Befund von Mainz-Weisenau,
wo ebenfalls Huhn und Schwein unter den primären
tierischen Beigaben dominieren, bei den sekundären
hingegen Rind, Schaf/Ziege, Pferd und Hund 207. Die
unverbrannten Tierknochen müssen demzufolge von
Handlungen, die nach der Kremation stattfanden, also
von Opfern oder Totenmahlen, den sog. silicernia, stammen (s. oben) 208.
Sämtliche Sekundärbeigaben stehen in einem Zusammenhang mit rituellen Handlungen im Zuge der Beisetzung oder Totenehrung. Dies wird gerade im Fall
der Balsamarien besonders deutlich. Regelrechte Beigabenensembles wie Geschirrsets, persönliche Gegenstände oder Trachtbestandteile, die dem Verstorbenen
als Beigaben für das Jenseits mitgegeben wurden und
aus keltisch geprägten Gräbern bekannt sind 209, fehlen hier völlig. Die Gräber sind äusserst beigabenarm
und gleichen darin den Stadtrömischen sowie mittel-
Fasold 2004, 23.
von Hesberg 1998, 24.
194 Berke 2011, 287.
195 Passi Pitcher 1987, z.B. 36 Tomba 50; 45 Tomba 44.
196 C. Simonett, Tessiner Gräberfelder. Monogr. Ur- und Frühgesch. Schweiz 3 (Basel 1941) 45 Grab 3; 47 Grab 5.
197 Witteyer 2000, 333 | Heinzelmann 1998, 46f.
198 Faber 2001, 318.
199 Apuleius, Flores 19 | Ovid, Fast., 3, 561 | Ovid, Trist., 3, 3, 69.
200 von Hesberg 1998, 16 Anm. 18 ein unverbranntes Balsamarium in der Urne der Cornelia Nymphe.
201 Passi Pitcher 1987, 24 Tomba 10. Tomba 44.
202 Faber 2001, 318 | Mackensen 1978, 161.
203 Witteyer 2000, 336.
204 H. Doppler, Die Münzen. In: Hintermann 2000, 87.
205 Rom: von Hesberg 1998, 16 | Ostia: Heinzelmann 1998, 44 |
Mittel- und Norditalien: P. Fasold, Romanisierung und Grabbrauch. Überlegungen zum frührömischen Totenkult in Rätien. In: M. Struck (Hrsg.), Römerzeitliche Gräber als Quellen
zu Religion, Bevölkerungsstruktur und Sozialgeschichte. Internationale Fachkonverenz vom 18.–20. Febr. 1991 im Institut für Vor- und Frühgeschichte der Johannes-GutenbergUniversität Mainz (Mainz 1993) 384.
206 Mainz-Weisenau: Witteyer 2000, 333; 336 | Kempten: Mackensen 1978, 152f. | Vindonissa, Südfriedhof: Doppler 2000,
88.
207 Witteyer 2000, 332. Bei Pferd und Hund könnte es sich allerdings um Vermischungen mit am Stadtrand abgelagerten Siedlungsabfällen handeln.
208 Vgl. Schrumpf 2006, 88.
209 Vgl. dazu das sog. Testament des Lingonen aus Andemantunum
(CIL XIII 5708) | J. Prieur, Le mort dans l’antiquité romaine
(Ouest-France 1986) 37f.
192
193
und norditalischen Bestattungen des frühen 1. Jh. Die
grössten Bezugspunkte bestehen aber zu den anderen
Legionsstandorten in den Nordwestprovinzen. Die
besten Übereinstimmungen bieten hierbei die etwas
früher zu datierenden Gräber von Haltern. Markant
ist die Übereinstimmung der Beigaben mit der Überlieferung in den schriftlichen Quellen. So entsprechen die Funde aus diesen Gräbern etwa dem in den
Quellen überliefertem Begiessen des Leichenbrandes
mit wohlriechenden Essenzen sowie den Trankopfern
und silicernia am Grab. Ein weiterer Aspekt sind die
standardisierten Beigaben in den Gräbern, die Zeugnis homogener Totenriten sind und ebenfalls für eine
Durchführung der Bestattung in römischer Tradition sprechen. Eventuell kann gerade dies als ein Charakteristikum dieser ersten Phase der römischen Präsenz in den Nordwestprovinzen betrachtet werden. Es
zeigt sich darin ein geradezu standardisiertes Durchführen der genuinen Begräbnissitten, das seinen Ursprung womöglich im Bedürfnis nach Abgrenzung
von den indigenen Sitten und Gebräuchen haben mag.
Der Ref lex also, sich fern der Heimat seiner Identität
durch eine penible Einhaltung der eigenen Rituale zu
versichern.
Damit stellt sich die Frage nach der Identität der Bestatteten. Kombiniert man die Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen mit den archäologischen,
archäobotanischen und archäozoologischen Resultaten (s. oben), so lässt sich festhalten, dass in den Gräbern Windisch-«Vision Mitte» acht körperlich robuste, männliche Individuen, ein jugendliches Individuum
sowie eine Frau gemäss römischen Totenriten bestattet
wurden. Während sich die Männerbestattungen, was
ihre Ausstattung anbelangt, relativ homogen präsentieren, hebt sich das Frauengrab (Grab 9) in jeder Hinsicht von den übrigen ab. Hier wurde im grössten aller
Grabbezirke eine Frau mittleren Alters mit – im Vergleich zu den übrigen Gräbern – reichen Primär- und
Sekundärbeigaben beigesetzt. So stammen die Reste
einer Kline, die beiden Weinamphoren, der verbrannte Krug, geschmolzene Balsamarien sowie eine Vielzahl von sowohl verbrannten als auch unverbrannten
Schweine- und Hühnerknochen aus dieser Bestattung.
Die Tatsache, dass der Leichenbrand aus diesem Grab
einen hohen Kalzinierungsgrad aufweist, deutet auf
hohe Brenntemperaturen während der Kremation und
somit auch auf einen grossen Scheiterhaufen hin. Auch
dies ist ein Indiz für den speziellen Status der Grabherrin. Angesichts der im Vergleich mit den Männerbestattungen reichen Beigabenausstattung stellt sich die
Frage, ob dieser Unterschied geschlechtsspezifisch zu
deuten ist oder vielmehr den Status der Verstorbenen
widerspiegelt. Dafür mag der Umstand sprechen, dass
von Seiten der Hinterbliebenen ein Interesse bestand,
die soziale Stellung mittels eines möglichst auffallenden Begräbnisses zu unterstreichen, da Frauen vom
cursus honorum ausgeschlossen waren. Es war demzufolge nicht möglich, den sozialen Status der Verstorbenen etwa durch eine Aufzählung ihrer Ämter und Verdienste auf dem Grabstein hervorzuheben, sodass man
dieses Manko durch eine möglichst prächtige Inszenierung der Totenfeiern zu kompensieren suchte.
Eine sichere Bestimmung der Identität der Toten ist
ohne epigrafische Zeugnisse in Form von Grabinschriften unmöglich 210. Dennoch ist es möglich, anhand der
Resultate der interdisziplinären Auswertung gewisse
Tendenzen herauszuarbeiten, die zur Klärung dieser
Frage beitragen können. Wie gezeigt werden konnte,
wurden die Kremationen professionell und nach standardisierten Abläufen durchgeführt. Besonders im Fall
der Bestattungen, bei denen die Verstorbenen auf mit
Knochenschnitzereien verzierten Klinen eingeäschert
wurden, ist von einer bewusst an eine Öffentlichkeit
gewandten Inszenierung derselben auszugehen. Die
Klinen, die nachweislich in Italien resp. im Mittelmeerraum hergestellt wurden, weisen darüber hinaus auf
Bestattungsrituale hin, die sich an jenen der Stadtrömischen Nobilität orientieren. Es lässt sich dadurch ein
stark römisch geprägter Personenkreis fassen, wie er zu
dieser Zeit in Vindonissa am ehesten in einem militärischen Umfeld zu suchen ist. Darauf deuten auch die
Primärbeigaben in Form von Balsamarien als Behälter
für kostbare Öle und Parfüme sowie die regelhafte Mitverbrennung von qualitätsvollen pf lanzlichen und tierischen Produkten hin. Diese wurden öffentlichkeitswirksam den Flammen des Scheiterhaufens übergeben.
Des Weiteren weist die Homogenität der Primärbeigaben einerseits auf ein identisches Bestattungsritual hin,
andererseits scheinen sie teilweise eine symbolische Bedeutung besessen zu haben, die über eine blosse Versorgung der Verstorbenen mit Gütern für das Jenseits und
der Selbstdarstellung der Hinterbliebenen hinausgeht.
Mit Hilfe der schriftlichen Quellen können anhand
der Befunde und Funde Bestattungssitten rekonstruiert
werden, die in weiten Teilen den aus Rom und Italien
überlieferten Grabbräuchen entsprechen. Die im Vergleich mit den Primärbeigaben geringe Ausstattung der
Gräber mit Sekundärbeigaben weist darauf hin, dass das
Hauptaugenmerk primär auf den Handlungen im Vorfeld der Kremation lag. Die anschliessende Bestattung
in Urnen oder lediglich Gruben steht in einem auffälligen Kontrast zu den vorhergehenden aufwändigen Abläufen und Handlungen. Die Datierung der Gräber ins
erste Drittel des 1. Jh. sowie die eindeutigen Analogien
der Bestattungen zu römischen Totenritualen machen
eine Herkunft der hier Bestatteten aus Italien selbst oder
aus zu dieser Zeit bereits stark romanisierten Gebieten
wahrscheinlich 211. Dieser Umstand, kombiniert mit
den anthropologischen Befunden, macht eine Ansprache dieser Personen als Angehörige der 13. Legion oder
210
211
Witteyer 2000, 324.
Witteyer 2000, 320 | Speidel 1996, 46f. Die Grabinschrift
(CIL XIII 5206) des Centurio C. Allius Oriens der 13. Legion belegt, dass er aus Dertona (Italien) stammte; jene des
M. Voltinia Certus (CIL VIII 5239), dass er aus Vienne (Gallia
Narbonensis) kam. Die Schreibtafel Nr. 7 vom Schutthügel legt
nahe, dass der Soldat Veranius der 13. Legion aus Vasio (Gallia
Narbonensis) stammte (Speidel 1996, 111).
53
als Personen aus deren direktem Umfeld wahrscheinlich. Dass sich das einzige Frauengrab, was Grösse und
Qualität sowie Reichtum der Beigaben anbelangt, von
den restlichen Bestattungen so deutlich abhebt, mag einerseits mit geschlechtsspezifischen Beigaben- und Bestattungssitten erklärt werden. Es stellt sich aber gerade
in diesem Fall die Frage nach dem Status der Frau und
dem ihrer nächsten Verwandten. Es kann eine Angehörige einer sozial bessergestellten Bevölkerung vermutet werden, wie etwa die Gattin eines hohen Militärs
oder eines Vertreters des militärischen Verwaltungsapparates.
Gerade vor diesem Hintergrund überrascht es, dass dieser Teil der Nekropole aufgelassen und spätestens um
45 n.Chr. überbaut wurde. Die Zerstörung dieser letzten Ruhestätten lässt sich einzig durch einen Beschluss
von offizieller Seite her erklären – notwendig geworden
etwa durch Baumassnahmen, die auf diese Gräber keine
Rücksicht mehr nehmen konnten oder wollten.
Fasold 2004
P. Fasold, Tausendfacher Tod: Die Bestattungsplätze des
römischen Militärlagers und Civitas-Hauptortes Nida im
Norden Frankfurts (Frankfurt a.M. 2004)
Fasold u.a. 1998
P. Fasold u.a. (Hrsg.), Bestattungssitte und kulturelle Identität.
Grabanlagen und Grabbeigaben der frühen römischen Kaiserzeit in Italien und den Nordwest-Provinzen. Kolloquium
Xanten, 16.–18. Februar 1995: Römische Gräber des 1. Jhs.
n.Chr. in Italien und den Nordwestprovinzen. Xantener Berichte 7 (Köln 1998)
Fasold/Witteyer 1998
P. Fasold/M. Witteyer, «Römisches» in den Gräbern Mittelund Norditaliens. In: Fasold u.a. 1998, 181–190
Faust 1989
S. Faust, Fulcra. Figürlicher und ornamentaler Schmuck an
antiken Betten (Mainz 1989)
Faust 1992
S. Faust, Antike Betten mit figürlichem Schmuck. HA 23,
1992, 82–110
Gostencˇnik 2005
K. Gostencˇ nik, Die Beinfunde vom Magdalensberg (Klagenfurt 2005)
Bibliografie
Béal 1991
J.-C. Béal, Le mausolée de Cucuron (Vacluse). Deuxième partie. Le lit funéraire à décor d’os de la Tombe Nr. 1. Gallia 48,
1991, 285–317
Berke 2000
S. Berke, Requies aeterna! Der Grabbau 12/1988 und die relative Chronologie innerhalb der römischen Gräberstrasse von
Haltern. In: D. Korol/T. Mattern (Hrsg.), Munus. Festschrift
für Hans Wiegartz (Münster 2000) 27–37
Hagendorn u.a. 2003
A. Hagendorn/H. Doppler/A. Huber, Zur Frühzeit von
Vindonissa. Auswertung der Holzbauten der Grabung
Windisch-Breite 1996–1998. Veröff. GPV 18 (Brugg 2003)
Heinzelmann 1998
M. Heinzelmann, Die Nekropolen von Ostia. Zur Entwicklung der Beigabensitten vom 2. Jahrhundert v.Chr. bis in die
frühe Kaiserzeit. In: Fasold u.a. 1998, 41–47
Hensen 2011
A. Hensen, Violatio sepulcri. Grabfrevel im Spiegel archäologischer und schriftlicher Quellen. In M. Reuter/R. Schiavone
(Hrsg.), Gefährliches Pf laster. Kriminalität im Römischen
Reich. Xantener Berichte 21 (Mainz 2011) 163–170
Berke 2011
S. Berke, Zu Klinen mit Beinschnitzereien aus der römischen
Nekropole von Haltern. In: D. Hellfaier/E. Treude (Hrsg.),
Museum, Region, Forschung. Festschrift für Rainer Springhorn. Schriften des Lippischen Landesmuseums 7 (Detmold
2011) 285–291
Herrmann 1988
B. Herrmann, Behandlung von Leichenbrand. In: R. Martin/
R. Knussmann, Anthropologie. Handbuch der vergleichenden Biologie des Menschen. Band 1: Wesen und Methoden
der Anthropologie, 1. Teil: Wissenschaftstheorie, Geschichte, morphologische Methoden (Stuttgart, New York 1988)
576–585
Bianchi 2000
C. Bianchi, Cremona in Età Romana. I letti funerari in osso
dalla necropoli di S. Lorenzo (Milano 2000)
Hintermann 1998
D. Hintermann, Gräber von Soldaten und Zivilistinnen im
Umfeld des Legionslagers Vindonissa. Jber. GPV 1998, 55–62
Bianchi 2010
C. Bianchi, I letti con rivestimento in osso e avorio. LANX 5,
2010, 39–106
Hintermann 2000
D. Hintermann, Der Südfriedhof von Vindonissa. Archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen im römerzeitlichen Gräberfeld Windisch-Dägerli. Veröff. GPV 17
(Brugg 2000)
Carcieri/Montanelli 2008
M. Carcieri/E. Montanelli, Tracce di lavorazione sugli
elementi in osso della tomba 6 di Aquinum. In: M. Sapelli
Ragni, Tra luce e tenebre. Letti funerari in osso da Lazio e
Abruzzo (Verona 2008) 75–80
Holliger/Holliger 1993
Ch. Holliger/C. Holliger-Wiesmann, Vier Totenbetten mit
Knochenschnitzereien aus Vindonissa. Jber. GPV 1993, 21–52
Deschler-Erb 1998
S. Deschler-Erb, Römische Beinartefakte aus Augusta
Raurica. Rohmaterial, Technologie, Typologie und Chronologie. Forsch. Augst 27/1 und 2 (Augst 1998)
Jacomet 2003
S. Jacomet, Und zum Dessert Granatapfel – Ergebnisse der
archäobotanischen Untersuchungen. In: Hagendorn u.a. 2003,
173–229
Faber 2001
A. Faber, Grabmäler und Bestattungen des 1. Jahrhunderts im
Gebiet der Provinz Raetia und Vindelicia. In: M. Heinzelmann (Hrsg.), Römischer Bestattungsbrauch in Rom, Norditalien und den Nordwestprovinzen von der späten Republik
bis in die Kaiserzeit. Palilia 8 (Wiesbaden 2001) 305–321
Kaiser 2001
M. Kaiser, Römische Bestattungsbräuche in Trier, im Trierer
Umland, in Bonn und Neuss. In: P. Fasold u.a. (Hrsg.): Römischer Bestattungsbrauch und Beigabensitte in Rom, Norditalien und den Nordwestprovinzen von der späten Republik bis
in die Kaiserzeit. Palilia 8 (Wiesbaden 2001) 279–285
54
Kucˇan 1992
D. Kucˇ an, Die Pf lanzenreste aus dem römischen Militärlager
Oberaden. In: J.S. Kühlborn (Hrsg.), Das Römerlager Oberaden III. Die Ausgrabungen im nordwestlichen Lagerbereich
und weitere Baustellenuntersuchungen der Jahre 1962–1988.
Bodenaltertümer Westfalens 27 (Aschendorff/Münster 1992)
237–265
Veszeli 2000
M. Veszeli, Bestimmung der Tierknochen. In: Hintermann
2000, 169–178
Mackensen 1978
M. Mackensen, Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in
Kempten. Gräber und Grabanlagen des 1. und 4. Jahrhunderts.
Cambodunumforschungen 4 (Kallmünz/Opf. 1978)
Wahl 2000
J. Wahl, Einführung in die Methodik und Untersuchungsergebnisse bei der Bearbeitung prähistorischer Leichenbrände.
Unveröff. Manuskript zum Leichenbrand-Workshop Universität Tübingen (Tübingen 2000)
Meier-Riva 2001
K. Meier-Riva, Unter der Erde. Vom Leben und Sterben in
Vindonissa (Brugg 2001)
Nicholls 1979
R.V. Nicholls, A Roman Couch in Cambridge. Archaeologia
106, 1979, 1–132
von Hesberg 1998
H. von Hesberg, Beigaben in den Gräbern Roms. In: Fasold
u.a. 1998, 13–28
Witteyer 2000
M. Witteyer, Grabgestaltung und Beigabenausstattung in der
Gräberstrasse von Mainz-Weisenau. In: A. Haffner (Hrsg.),
Kelten, Germanen, Römer im Mittelgebirgsraum zwischen
Luxemburg und Thüringen. Akten des Internationalen Kolloquiums zum DFG-Schwerpunktprogramm «Romanisierung»
in Trier vom 28.–30. Sept. 1998 (Bonn 2000) 319–343
Olive 1999
C. Olive, Etude des ossements d’animaux. In: D. Castella,
La nécropole gallo-romaine d’Avenches «En Chaplix». Fouilles
1987–1992. Vol.1: Etude des sépultures. CAR 77. Aventicum
IX (Lausanne 1999) 137–152
Passi Pitcher 1987
L. Passi Pitcher (Hrsg.), Sub ascia. Una necropoli romana
a Nave (Modena 1987)
Petrucci-Bavaud 1996
M. Petrucci-Bavaud, Pf lanzliche Speisebeigaben aus den
Brandgräbern. JbAK 17, 1996, 253–259
Petrucci-Bavaud u.a. 2000
M. Petrucci-Bavaud/A. Schlumbaum/S. Jacomet, Bestimmung der botanischen Makroreste. In: Hintermann 2000,
151–168
Pfäffli u.a. 2004
B. Pfäffli/H. Sütterlin/Ö. Akeret/S. Deschler-Erb/E. Langenegger/A. Schlumbaum, Die Gräber aus dem Areal der
Sägerei Ruder – ein Ausschnitt aus dem Nordwestgräberfeld
von Augusta Raurica. JbAK 25, 2004, 111–178
Rasbach 1997
G. Rasbach, Römerzeitliche Gräber aus Moers-Asberg.
Ausgrabung 1984 im nördlichen Gräberfeld. Funde aus Asciburgium 12 (Duisburg 1997)
Rösing 1977
F.W. Rösing, Methoden und Aussagemöglichkeiten der
anthropologischen Leichenbrandbearbeitung. Archäologie
und Naturwissenschaften 1, 1977, 53–80
Schibler/Furger 1988
J. Schibler/A.R. Furger, Die Tierknochenfunde aus
Augusta Raurica (Grabungen 1955–1974). Forsch. Augst 9
(Augst 1988)
Abkürzungen
AKB
AS
ASA
CAR
HA
JbAK
Jber. GPV
KAAG
LANX
SEG
Archäologisches Korrespondenzblatt
Archäologie der Schweiz
Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde
Cahiers d’Archéologie Romande
Helvetia Archaeologica
Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst
Jahresbericht der Gesellschaft Pro Vindonissa
Kantonsarchäologie Aargau
LANX. Rivista della Scuola di Specializzazione
in Archeologia – Università degli Studi di Milano
Supplementum Epigraphicum Graecum
Abbildungsnachweise
Abb. 1: R. Bellettati, Autor, KAAG. Karte reproduziert
mit Bewilligung von swisstopo (BA13059).
Schrumpf 2006
S. Schrumpf, Bestattungswesen im Römischen Reich.
Ablauf, soziale Dimension und ökonomische Bedeutung der
Totenfürsorge im lateinischen Westen (Göttingen 2006)
Abb. 2: Zeichnung M. Winteregg mit Ergänzungen
von C. Schucany und J. Baerlocher.
Schucany 2011
C. Schucany, Das zivile Quartier westlich des Legionslagers
Vindonissa. Die Ausgrabungen Windisch-«Vision Mitte»
2006–2009. Jber. GPV 2011, 47–79
Abb. 5: Zeichnung J. Baerlocher.
Speidel 1996
M.A. Speidel, Die römischen Schreibtafeln von Vindonissa.
Veröff. GPV 12 (Brugg 1996)
Talamo 1987/88
E. Talamo, Un letto funerario da una tomba dell’Esquilino.
Bull. Comm. Arch. Roma 92, 1987/88, 17–102
Abb. 3, 4: Foto M. Zinggeler, KAAG.
Abb. 6, 7, 8, 9, 10, 24: Foto B. Polyvás, KAAG.
Abb. 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17: S. Deschler-Erb.
Abb. 18: Foto Ch. Pümpin.
Abb. 19, 20, 21, 22: Ö. Akeret.
Abb. 23: A. Cueni.
55